BLONDIE

Panic Of Girls

Debbie Harry wird für immer die erste Frau meines Lebens bleiben, mit der ich die kahlen Wände meines Kinderzimmers tapeziert und in die ich mich im Alter von zehn Jahren unsterblich verliebt habe. Heute würde ich mich schon damit begnügen, wenn Debbie meine Stiefmutter wäre.

Nach langer Verzögerung nun die dritte „richtige“ Platte seit der Reunion, die wie der Vorgänger Höhen und Tiefen hat, was man gemeinhin als „durchwachsen“ bezeichnet. Drei bis vier gute Stücke („D-day“, „What I heard“ und „Mother“), ein paar Füller und viiiiel Reggae.

Nervig: es gibt die Platte in wenigstens drei verschiedenen Versionen, wobei der „Collector’s Pack“ mit Magazin die lohnendste ist, wenn man es richtig macht und diese Ausgabe (mit 6 Buttons, Postkarten, zwei Bonustracks und Magazin, in dem es viele alte Bilder gibt) nicht in Deutschland sondern direkt in England bestellt, wo das Pack beim selben größten Onlinehändler weniger als die Hälfte kostet, inklusive Porto.

Funktioniert übrigens auch bei vielen anderen Medien und wird vom selben Zentrallager in Norddeutschland verschickt. In England steht dieser Packen in jedem Zeitschriftenladen, von daher ist das „limited“ ein sehr dehnbarer Begriff.

Das Hochglanzmagazin lohnt sich trotz eindeutiger Tendenz und Werbung für jeden Fan. So gut „Panic Of Girls“ beginnt, nach den ersten drei Stücken lässt die Platte stark nach. Spätestens beim Cover „Girlie girlie“, einem der vielen Reggae-Stücke, allerspätestens aber beim klassischen Rumba flacht die Platte ziemlich ab.

Ein „Sunday girl“ pro Platte reicht völlig aus, nur sind diese Stücke hier in der Überzahl. Die Erkenntnis, dass manche Keyboardmelodien früher Gitarrenriffs gewesen wären, weckt nur Sehnsüchte nach einer Platte mit etwas mehr Biss statt Gemächlichkeit, denn dass BLONDIE das immer noch können, steht außer Frage.

Wer das DAMNED-Cover („New rose“) von ihnen gehört hat, das sie Dave Vanian als Geburtstagständchen gespielt haben, wird keinen Zweifel daran haben. Etwas Licht, viel Halbschatten und das Warten auf das nächste bereits angekündigte Album.

Ohne das Fanpack wären es gerade mal 5 Punkte geworden.