Richard Hell, der heute als Schriftsteller arbeitet (2016 war er beim Pop-Kultur Festival in Berlin und las aus seiner Autobiografie), gilt als einer der ganz frühen US-Pioniere in Sachen Punk. Er war Bassist in mehreren New Yorker Bands der Siebziger, zuerst bei TELEVISION, dann bei THE HEARTBREAKERS mit Johnny Thunders und wurde schließlich bei THE VOIDOIDS die imageprägende Persönlichkeit.
Es waren Tom Verlaine, mit dem er bei TELEVISION spielte, und er, die den Besitzer des CBGB’s dazu überredeten, Bands auftreten zu lassen. „Blank Generation“ (1977) ist sein absolutes Vermächtnis.
Im Titeltrack, dessen Hookline eine der einprägsamsten seiner Zeit ist, wandelt seine Stimme auf dem schmalen Grat zwischen Selbstliebe und Selbsthass. Geboren aus einer Kreativität erzeugenden Langeweile und Selbstironie, ebnet der Song den Pfad zum plakativen Nihilismus der SEX PISTOLS.
Er ist weniger eine Anklage gegen irgendein System, sondern eine selbstironische Bestandsaufnahme der eigenen Befindlichkeit. Am Schlagzeug war Mark Bell aktiv, der als Marky Ramone später mit den RAMONES mehr Popularität erlangen sollte.
Richard Hells großes Thema und Ausdruck im Titelsong ist sein Unwillen, für irgendeinen Konsens vereinnahmt zu werden: „I belong to the blank generation / And I can take it or leave it each time.“ Sein Gefühl für Ironie zog er sich auch aus der Lektüre von William S.
Burroughs, vom dem er überzeugt war, dass er einen ähnlichen Einfluss haben werde wie etwa Marx oder Nitzsche. Für Hell war der Begriff „blank“ von zentraler Bedeutung, der es seiner Auffassung nach dem Zuhörer ermöglichen sollte, sich selbst zu definieren.
Definiere dich selbst und mache dich nicht abhängig von der Beurteilung anderer, lautete sein Credo. Das Album ist als Doppel-Vinyl (ca. 4.500 Stück) sowie als Deluxe-Double-CD (ca. 5.000 Stück) erschienen, mit Live-Aufnahmen aus dem CBGB’s von 1976 bis 1977, und einem Booklet, in dem Richard Hell jeden einzelnen Song beleuchtet.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #44 September/Oktober/November 2001 und Joachim Hiller