Auch wenn einem der Name BLACK OX ORKESTAR, die bereits 2004 und 2006 zwei Platten auf Constellation veröffentlichten und dann irgendwie von der Bildfläche verschwanden, im ersten Moment nichts sagt, sind einige der Beteiligten in der speziellen Musikszene Montreals keine Unbekannten. So hatte Violinistin und Komponistin Jessica Moss, die 15 Jahre lang zum Ensemble von THEE SILVER MT. ZION MEMORIAL ORCHESTRA gehörte und mit Efrim Menuck liiert ist, Mitglied von GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR und Mitbegründer des Studios Hotel2Tango in Montreal, eben erst eine neue Platte veröffentlicht. Ebenfalls zu BLACK OX ORKESTAR gehört Thierry Amar, wie Menuck Mitbegründer von Hotel2Tango und Mitglied von GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR und THEE SILVER MT. ZION MEMORIAL ORCHESTRA & TRA-LA-LA BAND. Neben den weniger bekannten Scott Levine Gilmore und Gabriel Levine. Triebfeder für BLACK OX ORKESTAR ist die Beschäftigung der Beteiligten mit der eigenen jüdischen kulturellen Identität, was sich in in jiddischer Sprache verfassten politischen Texten manifestiert und zahlreichen Musikeinflüssen aus dem Balkan, Zentralasien, Osteuropa und auch dem arabischen Raum. Damit sind BLACK OX ORKESTAR nicht weit entfernt von anderen im Bereich Kammerpop und Neo-Klassik aktiven Constellation-Bands oder auch den TINDERSTICKS, Nick Cave und Leonard Cohen, aber die starke Konzentration auf vor allem traditionelle jüdische Musik gibt dem Ganzen eine ziemlich eigenwillige Note. „This is not fusion music, but diaspora music“, heißt es im Info zu dieser faszinierenden Platte, die gleichermaßen melancholisch und poetisch klingt, aber auch ihre sperrigeren Momente besitzt und sich gut in das sonstige ungewöhnliche Labelprogramm von Constellation einfügt. Zwar weiß man um die diskussionswürdigen Positionen der im Umfeld von Constellation aktiven Musiker:innen hinsichtlich der Legitimation des Staates Israel, aber die Musik von BLACK OX ORKESTAR klingt so friedfertig und um ein harmonisches kulturelles Miteinander bemüht, dass man diese Thematik für einen Moment ganz gut ignorieren kann.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #166 Februar/März 2023 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Ulf Imwiehe
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #56 September/Oktober/November 2004 und Simon Brüggemann