Neben CRITERIA wagt sich just dieser Tage mit BITTER TONGUES eine weitere viel versprechende Band daran, das Erbe von QUICKSAND und FUGAZI anzutreten. Wo Erstgenannte allerdings nie die Tuchfühlung zum eingängigen Rocksong verlieren, bestreiten BITTER TONGUES einen weitaus unsichereren und komplizierteren Weg und führen den Hörer dabei in die ein oder andere Falle.
Schon der melodiöse Opener mit dem großartigen Titel "White bread is the devil's pie" ist eine Finte. Denn der zweite Track "I don't miss you, I miss my erection" (schon wieder so ein Titel) hat nichts mehr von der Catchyness des Vorgängers, ist sehr viel ruhiger und anstrengender, lupenreiner Postcore eben.
Die folgenden Songs drohen manchmal regelrecht auszufransen, an Struktur zu verlieren, bevor die hervorragend aufeinander abgestimmte Band dann doch wieder mit einer tollen Melodie und verzweifelter Aggressivität zurück in die Spur findet.
Erst am Ende des letzten von leider insgesamt nur sieben Songs geben BITTER TONGUES ihrer Zerstörungswut nach, zerlegen "Flutterbuffer", ihre Instrumente und - dem Geschrei nach zu urteilen - auch sich selbst in alle Einzelteile.
Großartig. Und das innerhalb eines Genres, das gemeinhin als "kopflastig" beschrieben wird. Sind halt hitzköpfige Texaner, die BITTER TONGUES. (25:17) (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #63 Dezember 2005/Januar 2006 und Ingo Rothkehl