Der 2006 verstorbene malische Musiker Ali Farka Touré gilt nicht nur als der „Bluesman of Africa“ und „König des Wüsten-Blues“, sondern er entdeckte Samba Touré und ermutigte und beeinflusste ihn, Gitarre zu spielen – und das äußert erfolgreich, denn „Binga“ ist ein brillantes Album. Samba Touré stammt ebenfalls aus Mali, und „Binga“ heißt die Gegend in der er aufgewachsen ist, in der Sahelzone, südlich der Sahara. Sparsam begleitet mit Ngoni (eine Spießlaute) und Calabash (Kürbisperkussion) sowie Mundharmonika und anderen Perkussioninstrumenten geht es um die Zustände im Land. Fehlende Schulen, Landflucht (wobei kaum einer ein besseres Leben findet, warum also Freunde und Familie verlassen? – Songthema von „Fondo“), die Bedeutung von Sport oder die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Dazu kommen noch einige alte Lieder der Songhai, das gleichnamige Königreich existierte zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert. Die sich wiederholenden Gitarren- und Gesangsmuster schaffen eine hypnotische Atmosphäre, trotz einer sparsamen Instrumentierung entsteht ein dichter Sound, die teilweise dunkle Stimmung erinnert in ihrem Ausdruck an Nick Caves Album „The Firstborn Is Dead“. Die Menschen heute haben zwar Elektrizität und Telefon, aber mehr auch nicht – nur Armut und Ungewissheit. Dieser Wüstenblues macht Mut.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Kay Werner