Foto

DANNY ELFMAN

Big Mess

Danny Elfman kennt man vor allem als in Hollywood vielbeschäftigten Filmmusikkomponisten, der die Soundtracks für die meisten Tim Burton-Filme schrieb, aber auch an jeder Menge anderer großer Produktionen beteiligt war. Sieht man mal von der wirklich charakteristischen Titelmelodie von „Die Simpsons“ ab, die auch aus seiner Feder stammt, bin ich mit seiner Filmmusik nie richtig warm geworden, die vor allem einen funktionellen Aspekt besitzt. Elfman liefert einfach seine Musik ab, den Rest erledigen dann Regisseure und Produzenten, die diese den Filmbildern anpassen. Elfmans Musik ist deswegen meist ähnlich gesichtslos wie die von Hans Zimmer. Ansonsten entspricht der 68-Jährige nicht unbedingt dem Bild eines gutsituierten Hollywoodkomponisten und wirkt mit seinen großflächigen Tätowierungen und dem fast schon diabolischen Grinsen wie ein ziemlich schräger Vogel. Dieses Erscheinungsbild passt dann besser zu seiner Vergangenheit bei OINGO BOINGO, die aus der Performancegruppe THE MYSTIC KNIGHTS OF THE OINGO BOINGO hervorgingen, in der er zusammen mit seinem Bruder Richard (im Gegensatz zu Danny leider ein Scientology-Trottel) ab den frühen Siebziger Jahren aktiv war. OINGO BOINGO waren für Elfman dank zahlreicher Soundtrack-Beiträge auch der Türöffner nach Hollywood. „Big Mess“ ist nach „So-Lo“ von 1984 Elfmans zweites Soloalbum neben seinen Filmmusikarbeiten und orientiert sich eher am schrägen New-Wave-Rock der späten OINGO BOINGO. Es stellt mit seinen 18 extrem vielschichtig produzierten Songs eine regelrechte Reizüberflutung dar. Da musste wohl einiges Unverarbeitetes raus bei Elfman, der hier seine Vorstellungen einer wütenden disharmonischen Rock-Platte mit Anklängen von NINE INCH NAILS, MR. BUNGLE oder DEVO umgesetzt hat, möglichst theatralisch und überdreht, und die auch nicht ganz ohne Verweise auf seine Filmmusik auskommt. Angesichts der begrenzten Aufmerksamkeitsspanne vieler Leute natürlich ein brutal langes Album, bei dem Elfman tatsächlich eine unüberschaubare Anzahl erstaunlicher Songideen zutage fördern konnte – Chaos mit Methode eben.