Die goldene Ära des Indierock, als amerikanische College-Kids hordenweise HÜSKER DÜ-Imitatoren wurden, war wohl in den späten Achtzigern beziehungsweise frühen Neunzigern, DINOSAUR JR. waren das Maß der Dinge und abseits von den britischen Shoegazern und den schmuddeligen Seattle-Grungern blieb immer noch ein Platz für die REPLACEMENTS, die ähnlich wie PAVEMENT oder auch SUPERCHUNK Role Models für eine komplette Generation von non-konformen Slackerkids wurden. Russ Carricks selbst produziertes Album schlägt genau in diese Kerbe, mit melodischen, aber zu gleichen Anteilen auch krawalligen Passagen bringt Carrick ein durchweg spannendes Album mit eigenen Ansätzen, das über weite Strecken zu gefallen weiß. Nicht jeder Song trifft ins Schwarze, manche Nummern wie etwa das leicht ungelenke „Rule Prytania“ eiern etwas unentschlossen herum, doch der folgende Highspeed-Powerpop-Song „Bad faith“ fängt die Schieflage direkt wieder auf. Das Streicher-dominierte „Fog over monomy“, eines der spannendsten Stücke, erinnert im Arrangement zudem angenehm an John Cales „Paris 1919“ und in der Summe bleibt deutlich mehr als Wohlwollen. Das Album ist ein Grower, entfaltet seinen Charme nicht sofort, braucht mehrere Anläufe, kann dann allerdings zu einem anhänglichen Begleiter werden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Gereon Helmer