Eigentlich war ich gar nicht heiser, aber als ich den Umschlag mit all meiner Kraft zerriss, weil ich so eine Vorahnung hatte, da verlor ich meine Stimme. "AAaahhh, ich hab's , ich hab's ich ich ich!" Für diese wenigen Sekunden umarmte ich Ben Kwellers neue Platte innig und fühlte mich wie die einzige Person, die sie hören darf.
Nein, ich habe mich nicht dabei gedreht, sondern bin total schwerelos zum CD-Spieler gehüpft, hab Play gedrückt und mich gleich fünf Mal von Titel eins bis elf zudröhnen lassen. Ebenso wie auf "My way" klammert er sich wieder an die Dinge, die unser Leben tagein, tagaus beglücken, oder zieht zwischen den Zeilen über Verhaltensweisen und gesellschaftliche Systeme her.
Weiterentwickelt hat man sich insofern, als dass nun alle Instrumente da sind, die auch auf einer polnischen Hochzeit nicht fehlen dürfen: Glockenspiele, Xylophone, Klavier und ein wenig Umppa Dumppa auf dem Bass.
Und ja - genau alles wurde selber eingespielt, wofür ich ihn sehr beneide bei meinem Mangel an motorischen Fähigkeiten. Diese Mischung aus Gitarrenpop, Anti-Folk, den er sich aufgeschnappt hat, als er von Texas nach NY zog, und noch das letzte Stück, Punk-Einfluss von seiner ehemaligen Band RADISH - alles zusammen herzlich zusammengestellt wie eine Wundertüte.
Ich bin so hibbelig und will mitten im Lied aufs nächste Lied schalten und stehe in einem unglaublichen Konflikt, nein, erst zu Ende hören, dann zu "I gotta move", "This is war" oder "Sundress" umschalten.
Meine Finger machen schon die absurdesten Bewegungen - ich greif lieber nach einer Flasche. "Blink and you'll miss it", sag ich da nur. Wow. Erinnert mich an die Soloplatte von Evan Dando, der alte Hase auf seiner Ranch, beide Platten - comforting, exciting and fucking thrilling.
(9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Alfred Sigg
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Martha Biadun
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #83 April/Mai 2009 und Myron Tsakas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #103 August/September 2012 und Julia Brummert