2006, 2011 und 2024. Das sind die Jahre, in denen BELONG ihre drei Alben veröffentlicht haben. Und keines klingt wie das andere. „Realistic IX“, so analysiert es der Promotext, sei „zugleich eine Ausweitung und Aushöhlung ihrer charakteristischen, von Säure getränkten Songkunst“. Was auch immer das heißt: es stimmt. Von Shoegaze darf die Rede nicht sein, geben sie im Interview zu Protokoll. Die Frage, inwieweit das Duo überhaupt kategorisierbar ist, zieht ihr aktuelles Album mehr denn je in Zweifel. Das Debüt „October Language“ ist von benebelten Drones durchzogen. Der Nachfolger „Common Era“ nimmt in gestörter Distortion-Perfektion vorweg, wohin DEERHUNTER mal unterwegs sein sollten. „Realistic IX“ nimmt die losen Enden 13 Jahre später auf. Der Opener ähnelt in seiner unmerklichen Veränderung und vollends einnehmenden Dynamik dem unwirklich schönen Lied „Love fade“ von TAMARYN. Das Album enthält Feedbacks, hochfrequente Dissonanzen und tiefe Bässe, weit im Hintergrund eingelagerte Gitarrenmelodien wie sein Vorgänger (und wie jedes Album von MY BLOODY VALENTINE), kommt aber deutlich direkter und klarer daher, auch wenn das nicht bedeutet, dass man nun versteht, was gesungen wird. Genauso wenig wie man versteht, wie diese Art von Musik so unfassbar gut funktionieren kann.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #95 April/Mai 2011 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Henrik Beeke