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BARBARA MORGENSTERN

Unschuld und Verwüstung

Mit der Berliner Musikerin Barbara Morgenstern verbindet mich eine langjährige Beziehung, die bis zu ihrem Debüt „Plastikreport“ von 1997 zurückreicht. Damals war Morgenstern in diesem Heft noch mehr Fremdkörper als heute mit ihrem eigenwilligen elektronischen Pop (damals noch mit Orgel), dem gewöhnungsbedürftigen Sprechgesang und den poetischen, fantasievollen Texten.

Seitdem hat sich Morgenstern sowohl in der E- und U-Musik als Musikerin etabliert (so leitet sie den Chor der Kulturen der Welt), lässt auch auf ihren Platten verstärkt Elemente der Klassik zur Geltung kommen und integriert in ihre minimalistische Elektronik auch dominante Pianoklänge.

Es dauert zwar immer ein paar Minuten, bis man mit dieser hoffnungslos romantischen Einzelkämpferin wirklich warm geworden ist, aber dann erweist sich auch „Unschuld und Verwüstung“ (verwüstet wird hier aber eigentlich nichts) wieder als ungemein subtiles, einfallsreich instrumentiertes Elektro-Pop-Album, das sich irgendwelchen Kategorisierungen immer wieder geschickt entzieht und sich nirgendwo anzubiedern versucht.

Man könnte Morgenstern dabei als durchaus prätentiös empfinden, aber eigentlich ist sie das genaue Gegenteil, nämlich sympathisch bescheiden, aber ausgestattet mit einer ganz klaren Vision bezüglich ihrer Musik.