CHARLIE PICKETT

Bar Band Americanus: The Best of Charlie Pickett And...

Mit Charlie Pickett haben Bloodshot Records vielleicht kein verkanntes Genie wiederentdeckt, aber auf jeden Fall einen Singer/Songwriter, der eine Neubewertung verdient und Mitte/Ende der 80er relativ unterging, obwohl sein letztes Album „The Wilderness“ von 1988 sogar von Peter Buck produziert worden war (der bei dem hier enthaltenen Song „Death letter“ auch Gitarre spielt und Liner-Notes beigesteuert hat).

Beim Publikum fiel er jedenfalls durch, aber einige Kritiker liebten durchaus, wie Pickett sich mit seinem rauen, ungeschliffenen Gitarrensound bei den Stones der „Exile On Main Street“-Ära, VELVET UNDERGROUND, Son House, Howlin’ Wolf und Chuck Berry bediente, und gleichzeitig auch einen Missing Link zu eher punkigem Rock’n’Roll und Blues darstellte, denn einige seiner Songs könnten sich so auch auf Alben von Johnny Thunders, GUN CLUB und THE DREAM SYNDICATE finden lassen.

Dennoch war Pickett kein Punker, sondern ein Traditionalist, der aber zumindest wusste, dass echter Rock’n’Roll dreckig und kaputt klingen musste, inklusive eines beißenden Schweiß- und Alkoholgeruchs.

Und der zieht sich durch alle 19 Songs dieser tollen Compilation, die alte Singles von Pickett enthält, neben Stücken seiner Studioplatten „Route 33“ und „The Wilderness“ und dem Live-Album „Live At The Button“, darunter großartige Songs wie die Thunders-mäßige Hymne „If this is love, can I get my money back?“ oder ein herausragender Hit wie „A.

on horseback“ mit seinem brutal verzehrten Slide-Gitarren-Sound. Und mit „Penny instead“ gibt es sogar einen neuen Track des heutigen Anwalts, der sich hier aber gut einfügt. Offenbar saß Pickett damals tragischerweise zu sehr zwischen den Stühlen, für das normale Rockpublikum war er zu wild und schmuddelig, für Alternativerock-Hörer auch nur ein „boring old fart“.

20 Jahre später muss man Picketts Country-Hillbilly-Punk allerdings eine nicht von der Hand zu weisende Zeitlosigkeit bescheinigen, die damals wohl weitestgehend ignoriert wurde, denn der Mann aus Florida mag nicht der einfallsreichste Songwriter aller Zeiten gewesen sein, aber das macht er locker durch seinen authentischen und mitreißenden Gitarrensound wieder wett, mit dem er einen Großteil anderer Musiker im Americana- und Singer/Songwriter-Bereich immer noch locker in die Tasche steckt.