In der Vergangenheit war ich mit dem Kollegen Bohnensack bezüglich der Bewertung der Releases des Oren Ambarchi, der bereits mit Leuten wie SUNN O))), John Zorn oder Fennesz zusammengearbeitet hatte, einer Meinung gewesen: Man hatte im Bereich Ambient schon spannenderes gehört.
Vielleicht hat sich diesmal die persönliche Wahrnehmung verschoben oder Ambarchi hat sich tatsächlich weiterentwickelt, denn sein neuestes Album „Audience Of One“ ist von Anfang an eine ungemein faszinierende und vielschichtige Angelegenheit.
Letztendlich bewegt sich Ambarchi bei den darauf enthaltenen vier Kompositionen auch nur in bekannten Ambient-Drone-Gefilden – der zweite Track bringt es dabei auf imposante 30 Minuten –, dafür entstehen hier beeindruckende Klanglandschaften, die alles andere als monoton oder unspannend wirken.
Ambarchi zeigt sich hier als versierter Wandler zwischen unterschiedlichen Welten und so trifft hier akustischer, filigraner und melodischer Neo-Folk auf disharmonischen Gitarrennoise und Sounds, die man fast schon als Industrial bezeichnen muss.
Das Interessante dabei ist, dass Ambarchi dabei offensichtlich auf digitale Unterstützung verzichtet hat, denn auch wenn man „Audience Of One“ spontan in die Ecke „Elektronische Musik“ schieben würde, findet sich in der Liste der Instrumente nur konventionelles Equipment in Gestalt von Gitarre, Violine, Piano, Cello, Schlagzeug, Orgel, Waldhorn und, ganz wichtig, Weingläser.
„Audience Of One“ ist dabei dunkel und bedrohlich, gleichzeitig aber auch euphorisch und eingängig, und eine Platte, die man immer und immer wieder hören kann, ohne dabei sämtliche Facetten von Ambarchis kunstvollen und ungemein intensiven Kompositionen tatsächlich komplett erfassen zu können.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #101 April/Mai 2012 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #130 Februar/März 2017 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #88 Februar/März 2010 und André Bohnensack
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #146 Oktober/November 2019 und Henrik Beeke