Der 2018 veröffentlichten 4-Song-Debüt-EP hat die aus Genf stammende vierköpfige Band (nein, kein Duo) HANEKE TWINS bereits vor Monaten ihr erstes Album folgen lassen. Das wurde 2019 eingespielt und kam zunächst nur digital, mit einiger Distanz ist nun auch die Vinylversion erschienen – nicht ganz ohne Fehler: auf dem Etikett steht 45 rpm, auf einem Hinweis-Sticker aber 33 rpm. Als „alternative/post-punk revival“ bezeichnete Stefano Leontsinis (gt) mir gegenüber bei der EP die Musik der zusammen mit Paschalis Vichouidis (voc) betriebenen Band mit griechischen Wurzeln, bei der Athanasios Kyritsis Bass spielt und Michael Schenk Schlagzeug. Nach Genf hat die Bandgründer die Arbeit geführt: Beide arbeiten für das CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung, die heute allerdings weniger mit Atomkraftwerken als vielmehr mit der Teilchenphysik zu tun hat – ich sage nur „Higgs-Boson“ – und von dessen LHC-Labor Verschwörungsmythenerzähler glauben, dass hier ein die Welt verschlingendes schwarzes Loch ausgebrütet werde. Das ist alles der Stoff, aus dem man (Ha!) Spacerock oder gar Progrock machen könnte, doch stattdessen spielen HANEKE TWINS in den sieben Nummern ruhigen, dunklen Post-Punk, der von Vichouidis tiefer, warmer Stimme dominiert wird und bei dem die Gitarre helle Akzente setzt. Weder Pomp noch Pathos sind hier angesagt, eher schon fast leise Töne, was mich etwas an THE CHAMELEONS oder SAD LOVERS AND GIANTS erinnert. Schöne Aufmachung, tolles Coverartwork – kein Textblatt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #155 April/Mai 2021 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #149 April/Mai 2020 und Joachim Hiller