Letztens hatte ich noch mit jemand über die Relevanz des 1989 ursprünglich in Sheffield gegründeten britischen Labels Warp (eigentlich Warped und später dann ein Backronym für „We Are Reasonable People“) für die Electronica-Musik der Neunziger diskutiert, da landet unerwartet eine neue Veröffentlichung von Richard David James auf meinem Tisch, besser bekannt unter seinem Pseudonym Aphex Twin. Denkt man an Warp, kommt man nur schlecht am auch schon 52-jährigen Exzentriker James vorbei, der vielen als Lichtgestalt der elektronischen Musik der letzten dreißig Jahre gilt und auch für seine Remixe geschätzt wird. Zudem dürfte ihm und Regisseur Chris Cunningham mit „Come to daddy“ eines der ikonischsten und verstörendsten Musikvideos der Neunziger gelungen sein. Sein letztes richtiges Album „Syro“ entstand 2014 und so ist diese EP gleichermaßen erfreulich wie enttäuschend, denn nach vier Stücken und knapp 15 Minuten Spielzeit bleibt man etwas unbefriedigt zurück. Was auf jeden Fall weiterhin funktioniert, ist, wie James Ambient und Techno originell zu einer garantiert untanzbaren Mischung miteinander verschmilzt. Also kann man nur die Wiedergabe des Players auf „Repeat“ stellen und hoffen, dass Herr James nicht wieder für Jahre abtaucht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #170 Oktober/November 2023 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #117 Dezember 2014/Januar 2015 und Michael Schramm