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DER ANALOGE MANN

Andreas Michalke

„Der analoge Mann“ ist Andi Michalke nicht nur im Ox, sondern auch wöchentlich in der Berliner Wochenzeitung Jungle World. Bis 2017 hieß seine Comic-Kolumne „Bigbeatland“, zwei Sammelbände gingen aus 15 Jahren Zeichnerei hervor.

Seitdem berichtet er unter dem Titel „Der analoge Mann“ autobiografisch aus seinem Leben im Berliner Bergmannkiez, wo er viel länger schon Zugezogener ist als die allermeisten anderen Zugezogenen, was seine treffsicheren Kommentare über das dortige Leben so unterhaltsam macht.

Gentrifizierer, das sind die die anderen, er ist nur der Ü50-Mann mit Hut, der Swing tanzt, Bildchen malt und Platten sammelt und in einem früheren Leben – siehe „Artige Zeiten“ – mal Hardcore-Punk war.

Aber sowas bleibt man ja von seiner Mentalität her immer, bis zum Schluss, und deshalb tauchen in seinen Geschichten immer wieder Punk-Themen und Punk-Platten auf. Wobei ... Michalke seit eine Weile in der Jungle World nicht mehr nur zeichnet, sondern auch schreibt, und damit meine ich, dass er Texte ohne Illustration verfasst – Text gibt es zu seinen Bildern ja fast immer.

„Meinungen, Regungen und Gefühle“ gilt es loszuwerden, ja besser sollte das Buch „Neues vom Neurotiker“ heißen, wie er im Vorwort zugibt, und das ist ja das Schöne, Menschliche an Michalkes Kunst: Er kritisiert, meckert, lästert – und nimmt sich selbst nie ernst, erkennt seine Macken und Fehler genauso wie die seiner Mitmenschen und macht sie in schonungsloser Härte öffentlich.

Speziell bei seinen Supermarktkassenbeobachtungen fühle ich mir einen Spiegel vorgehalten. Die Mischform aus Texten und Zeichnungen mag einen Bruch darstellen, mir gefällt sie so gut wie alles bisherige von Michalke, der damit zum Kreuzberg-Dokumentaristen schlechthin geworden ist.