Wir schreiben den 12. Januar 2000. Norbert schlendert durch Berkeley, sieht auf der gegenüber liegenden Straßenseite Dr. Frank aus den Lookout!-Headquarters herauskommen, geht auf ihn zu, um ihm zu sagen, wie sehr er sein musikalisches Werk schätzt, bewundert und liebt, bekommt eine mittelmäßige Panikattacke und rennt weg! Ein Review über MTX zu schreiben, bedeutet für mich notwendigerweise, den vorbezeichneten Herrn und seine Songwriter-Qualitäten mit überschäumendem Lob zu besudeln.
Dabei stellt sich das "öffentlich" existierende Bild von MTX, wie auch ich es mir zeitweilig zueigen gemacht hatte, gänzlich anders dar: nette, harmlose Pop-Punk-Band veröffentlicht im Fahrwasser anderer erfolgreicherer Lookout!-Acts eine Handvoll sehr schöner Alben - Gitarrist verlässt nette, harmlose Pop-Punk-Band 1992, um mit den RIP OFFS eines der besten Alben der 90er Jahre aufzunehmen - nette, harmlose Pop-Punk-Band gilt fortan als beinamputiert - "Our Bodies Our Selves" fällt bei der "Kritik" größtenteils durch - Bassist verlässt nette, harmlose Pop-Punk-Band, um mit SAMIAM einige der schlechtesten Alben der 90er Jahre aufzunehmen - nette, harmlose Pop-Punk-Band veröffentlicht unter dem Arbeitstitel "Dr.
Frank with whoever is around" von nun an seichte Pop-Musik. Ist natürlich kompletter Unsinn! Zählen die ersten drei Alben der Band auf ewige Zeiten zu meinem absoluten Favoritenkreis, so habe ich gerade in der jüngeren Vergangenheit Werke wie "Love Is Dead", "Revenge Is Sweet And So Are You" und "Alcatraz" erst richtig schätzen gelernt.
Umso interessanter ist "… And The Women Who Love Them", da hier überwiegend auf Material aus eben jener Phase zurückgegriffen wird, die die neue Ära in der Band-Historie von MTX einläutete.
Dabei wird deutlich, wodurch sich die Songs von Dr. Frank aus der Masse hervorheben. Zitat: "… most of them were essentially singer-songwriter/folk songs, which could sound like punk rock when pummelled into submission by a determinedly primitive band." Ein Song ist nur dann ein guter Song, wenn er noch steht, nachdem man der Band den Stöpsel rausgezogen hat.
Und insbesondere die Demo-Versionen von "Sackcloth and ashes" und "Another yesterday" beweisen, dass man MTX zu jeder Tages- und Nachtzeit beruhigt den Stöpsel rausziehen kann, ohne dass dies den Songs in qualitativer Hinsicht etwas anhaben könnte.
Zusätzlich sorgt Dr. Frank mit seinem einzigartigen Wortwitz dafür, dass jeder einzelne Song seiner Band zu einer kleinen Perle wird. Schau dir eine Band wie die CASUALTIES an und hör anschließend "We are the future people of tomorrow"! Nimm MTV, LIMP BIZKIT oder whoever-the-fuck und lausche anschließend den Klängen von "Alternative is here to stay"! Ich könnte mich da stundenlang drüber kaputtlachen.
Der gute Eric hat zu "Alcatraz" mal geschrieben, "Mit dieser Platte könnte ich alt werden." Und auch wenn Fans der MR. T EXPERIENCE die Hälfte der hier zusammengetragenen Songs bereits in ihrem Fundus haben werden, werden sie genau wissen, dass die andere Hälfte gut und gerne ihre musikalische Altersversorgung darstellen könnte.
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