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LUSTMORD & KARIN PARK

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LUSTMORD ist im Laufe der Jahre nur zweimal im Ox rezensiert worden, wie kann das sein? Obwohl der Waliser Brian Williams unter diesem Bandnamen schon seit 1981 aktiv ist und eigentlich recht kontinuierlich Neues veröffentlicht hat? Durchsuche ich das Archiv falsch? Dark Ambient und Industrial sind dem Heft doch eigentlich keine Unbekannten. Ich bin irritiert. Aber egal, wie üblich operiert LUSTMORD hier ganz nah am verdammt tiefen Abgrund, den die Schwedin Karin Park mit einem orientalisch angehauchten Gesang noch einmal um ein paar Meilen zu vertiefen scheint. Dabei ergänzt sie das eher im niederfrequenten Bereich angesiedelte Rauschen, Donnern und Dröhnen um ein breit gefächertes gesangliches Spektrum auch in den höheren Oktaven und schmückt diese teilweise Klavier, Querflöte und Orgelspiel aus. Das Ergebnis wirkt wie ein vielschichtiges aus Zeit und Raum gefallenes Gemälde irgendwo zwischen Francisco de Goyas furchteinflößenden Pinturas negras und den gotisch-düsteren Illustrationen eines Gustave Dorés. Acht epische Tracks zwischen sechs und fast zwölf Minuten Spieldauer bieten über eine Stunde sich zeitweise mantra-artig wiederholende Musik gewordene Trips in die dunkleren Ecken der menschlichen Seele. Schauerlich schön.