GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR

’Allelujah! Don’t Bend! Ascend!

Ähnlich wie FUGAZI verweigern sich GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR konsequent den Musikmarktmechanismen. Nur wenige Interviews, kaum Merchandise und dazu noch instrumentale Musik. Beim neuen Album funktioniert die PR-Maschine dennoch kurioserweise wie aus einem Guerilla-Marketing-Lehrbuch.

Das Album wurde nicht beziehungsweise falsch vorangekündigt und war zuerst auf Konzerten der Band erhältlich. Es folgte ein Internet-Hype und damit die beste kostenfreie Werbung für die Band, die mit „’Allelujah! Don’t Bend! Ascend!“ sogar kurzzeitig in die Charts einstieg.

Auch wenn einige darin schon wieder die Zukunft des Musikvertriebes im Download-Zeitalter sehen, wird das sicher nicht für jede (Nachwuchs-)Band funktionieren. „’Allelujah! Don’t Bend! Ascend!“, die fünfte Veröffentlichung der zwischen drei- und 14-köpfigen Gruppe, besteht aus zwei Band-typischen Zwanzigminütern und zwei kürzeren Drones.

Die Stücke sind in Teilen schon vor zehn Jahren auf Konzerten gespielt worden und nun in abgeänderter Form auf dem Album gelandet. Musikalisch gibt es den gewohnten dramatischen Instrumental-Post-Rock der Kanadier.

Obwohl sich mittlerweile viele Bands daran versuchen, spielen GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR schon durch ihr Instrumentarium, das Streicher oder Waldhörner einschließt, in einer eigenen Liga.

Auch wenn sich die abgedroschenen Soundtrack-Vergleiche eigentlich verbieten, muss man eingestehen, dass bereits beim Opener „Mladic“ das Kopfkino angeht. Die Gitarren zu Beginn klingen wie Möwengeschrei, und wenn der Song in den letzten fünf Minuten unter der Schlagzeuglast zusammenbricht und wieder aufsteht, kann man verstehen, warum Danny Boyle Musik der Gruppe für „28 Days Later“ verwendete.

Leinwand-episch steigern sich GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR in die unterschiedlichen Parts hinein, die Musik schwillt an, ebbt ab, ohne jemals kitschig zu werden. Das Zwischenstück „Their helicopters sing“ reinigt im Anschluss die Ohren.

„We drift like worried fire“ packt einen ab der achten Minute mit Gitarrengeflimmer, führt mit einem Marschrhythmus weiter und beschleunigt zum Ende immer mehr Richtung Punkrock. Danach als Rausschmeißer „Strung like lights at thee printemps erable“ und das Bedürfnis, das Ganze mal live zu sehen.

Mit etwas kritischem Abstand ist „’Allelujah! Don’t Bend! Ascend!“ damit sicherlich kein Meisterwerk, aber da GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR durchgängig Platten auf hohem Niveau veröffentlicht haben, fällt es auch schwer, Highlights herauszupicken.

Wer sich für die Band begeistern kann, wird nicht enttäuscht, und auch Menschen, deren Aufmerksamkeitsschwelle nach zweieinhalb Minuten noch nicht erreicht ist, dürfen sich gerne an die Post-Rock-Mammuts heranwagen.

Zur LP-Version sei abschließend noch angemerkt, dass die beiden Drones auf eine Extra-7“, und die beiden längeren Stücke auf eine LP gepresst wurden. Dies ist wohl dem Bedürfnis nach optimalen Klang geschuldet, die Reihenfolge der CD mit den kürzeren Songs als Zwischenstücke ergibt jedoch mehr Sinn.