Fünf Jahre liegt es zurück, das letzte Album. Das ist an sich schon eine lange Zeit. Aber bei FEINE SAHNE FISCHFILET bedeuten diese fünf Jahre eine halbe Ewigkeit, denn es ist seitdem derart viel geschehen, dass „Sturm und Dreck“ von 2018 zwar immer noch wie aus einem Guss, aber auch wie aus einem vollkommen anderen Leben klingt. Als „Sturm und Dreck“ kam, ging es für die Band endgültig die letzten Schritte rauf auf die Spitze des imaginären Podestes und es folgten: Charts. Pole-Positions bei Festivals. Mediendauerpräsenz. Der Film „Wildes Herz“. Spontan auf die Beine gestellte Konzerte gegen rechts. Monchis Buchschreiberei während des Lockdowns. Die Buchveröffentlichung 2022. Bestsellerstatus. Lesetour. Vorwürfe gegen die Band. Abgang zweier Musiker. Fortsetzung der Lesetour. Und jetzt: neue Musik. Fünf Jahre nach dem eine Ära prägenden und sie abschließenden „Sturm und Dreck“. „Alles glänzt“ kracht somit in eine neue Welt. In eine Welt, in der generell nichts mehr ist wie zuvor – der Pandemie und Russlands Krieg sei Dank. Und in der auch für FEINE SAHNE FISCHFILET nichts mehr ist wie zuvor. Und das hört man diesem Album an. Es ist irgendwie nachdenklicher. Aus „Alles auf Rausch, so sieht unser Leben aus!“ ist „Und wenn’s morgen vorbei ist – scheißegal, wir haben gelebt!“ geworden. Das Ende des Rauschs wird als mögliches Szenario angesehen, das jederzeit eintreten kann. In „Komm mit aufs Boot“ singt Monchi: „Das Einzige, was hier noch sicher ist: Dass nichts mehr sicher ist!“ „Gib mir mehr“ ist wiederum ein Stück, in dem er recht deutlich beschreibt, wie das ist, wenn er wieder das Maß verliert, seine durch das Schreiben am Buch und die Besinnung auf sich selbst gewonnene Disziplin und Selbstachtung über Bord schmeißt und konstatiert: „Auf jeden Rausch folgt der Kater. Und ich enttäusch’ mich wieder selbst.“ Wer zwischen den Zeilen liest – und das lohnt sich bei dieser Platte –, der entdeckt Songs einer Band, die vor allem von den vergangenen fünf Jahren in jeder Hinsicht geprägt wurde und mehr als je zuvor Dinge hinterfragt. Der entdeckt eine Platte, die sehr reif ist. Das liegt auch an extrem persönlichen, intimen Stücken wie etwa „Wenn wir uns sehen“, in dem es um einen Freund der Band geht, dem Jahre im Gefängnis drohen, weil er Menschen aus dem Meer rettete. Oder „Angst zu erfrieren“, in dem Monchi unter anderem davon erzählt, wie das ist, wenn der eigene Name auf rechten Todeslisten steht. Und dennoch ist „Alles glänzt“, musikalisch wie auch textlich noch immer durch und durch FEINE SAHNE FISCHFILET. Hits inklusive: „Kiddies im Block“ – eine wunderbare, auf alle abgehängten Gegenden dieses Landes anwendbare Sozialstudie – oder „Komm mit aufs Boot“ oder das zitierte „Wenn’s morgen vorbei ist“ garantieren maximale Euphorie im Moshpit. Schön, dass FEINE SAHNE FISCHFILET wieder zurück sind.
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