Fast genau drei Jahre nach „Andere“ veröffentlicht der Musiker und Produzent Max Rieger sein nächstes Album. Eindrucksvoll zeigt er, wie es sich anhört und anfühlt, wenn man Melancholie mit erlösender Schwerelosigkeit mischt. Ralf Heidel und Albertine Sarges sublimieren einzelne Szenen und Weggefährte Ralv Milberg war für den Mix verantwortlich, ansonsten kommt wieder alles aus Riegers visionärem Hirn, entstand durch sein abseitiges, kreatives Geschick. „Ich komm’ nicht näher ran ...“, so singt er selbst im Titelsong, einer Klavierballade, die ihre wahre Stärke aus dem entschleiernden Text zieht. Der Einsatz des Basses ist äußerst ungewöhnlich, Rieger lässt manche Kompositionen zu cineastischen Höhepunkten anschwellen („Zu Staub werden“, „Beleuchtete Höhle“). Das schreit nach visueller Umsetzung und Tour. Nach diesem Meisterwerk stellt sich wirklich die Frage, ob der Zyklus von ALL DIESE GEWALT nun sein Ende findet. Die Diskografie streift bisher nahezu jedes Genre von Jazz über Synthpop, Indie bis hin zu Shoegaze und Post-Rock. Die sphärische Ausprägung von „Alles ist nur Übergang“ hat nun etwas Versöhnliches, die Texte sind reflektiert und fast frei von Zorn. Es gibt Wichtigeres und vor allem Mächtigeres, also vertont Rieger das Ungreifbare: Licht, Wolken, Zeit, Seele und Stille. Er grantelt weniger, die Musik auch. „So leicht“ könnte der Hit werden, den man ihm von Herzen wünscht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Nadine Schmidt
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