Nur sechs Jahre nach „This Packed Funeral“ endlich wieder Futter von Jack Terricloth und seiner besetzungstechnisch weiterhin inkonsistenten Society. Das Cello und die Violinistin sind leider nicht mehr dabei, aber immerhin gibt es noch ein paar vom Vorgänger bekannte Namen.
Eine Band, die nur aus Ex-Mitgliedern von World/Inferno bestände, würde inzwischen nur noch auf ganz großen Bühnen ausreichend Platz finden. Dementsprechend dauerte es dann auch mit diesem Release, es gab mehrere angepeilte, dann aber doch wieder verschobenen Veröffentlichungstermine.
Musikalisch dehnt dieses weitere „Konzeptalbum“ (wer aufgepasst hat, weiß, dass die Studioalben immer eine Story erzählen), das diesmal den Spuren einer Katze folgt, die Grenzen dessen, was klassischerweise als „Punk“ definiert wird, noch weiter aus, als es bisher bei dieser im Bezug auf Grenzüberschreitungen ohnehin nie sonderlich zimperlichen Band der Fall war.
Es gibt größere und viele kleinere Schritte, wobei die größten das schon fast unheimlich nah an Bowie gebaute „I’ll be your alibi“ und einige definitiv radiotaugliche, ruhigere Songs wie „Citizen of jazz“, „The cat in the hat“ (der Storyguide durch die lediglich dreißig Minuten) oder „The roosters are coming home to crow“.
Vieles klingt ausdifferenzierter, stilistisch deutlich breiter aufgestellt als auf dem letzten Album, wohlüberlegter und besser abgehangen, was angesichts der ohnehin schon hohen Bandbreite definitiv eine Erwähnung wert ist.
Tempowechsel können viele, aber zwischen drei oder vier Musikstilen in einem Song wechseln und dabei noch das Tempo nach Belieben variieren, das können nur wenige Bands, ohne ihren eigentlich Markensound zu verlieren.
Die Balkan- und Zirkusanleihen sind nach wie vor bestimmend, dazu gesellen sich unter anderem Rumba, Bongos, Soul, Funk, Frauenchöre und natürlich Polka. Textlich bleibt es weiterhin kryptisch, verklausuliert und spannend.
Denn wer simple Botschaften mit simpler Musik will, dem ist die Welt eine einzige Austernbank. Bei aller musikalischen Grenzauslotung werden zum Glück die Hits nicht vergessen, wie „Bad Penny Blue“, mit dem man zur Eröffnung erst einmal in gewohnter Weise abgeholt wird.
Daneben gibt es einige weitere Hits, die sich mühelos dauerhaft in das engere und in das erweiterte Live-Set einfügen werden, um uns noch Jahre zu begleiten. Denn trotz Liebe zum physischen Tonträger, darf man nie vergessen, dass dies vor allem eine Live-Band ist, die seit nunmehr 26 Jahren in einer eigenen Liga spielt.
Die Dates für den Sommer stehen, und manche spielen mit dem Gedanken, ein paar Tage Urlaub zu nehmen, um sich das Vergnügen mehr als nur einmal zu gönnen. Eine Überlegung, die leicht fällt.
„Chef, ich bin dann mal weg!“
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