27 Jahre sind ALKALINE TRIO nun schon aktiv. Nachdem es zuletzt ruhiger um die Band wurde – die Soloalben der beiden Sänger Matt Skiba und Dan Andriano sowie das Engagement von ersterem bei BLINK-182 standen im Fokus –, kehren sie nun mit ihrem zehnten Studioalbum zurück. Und diesmal, so viel sei hier bereits verraten, ist wirklich vieles anders. Betrachtet man die Historie des Trios, fällt zweifellos eine kontinuierliche Weiterentwicklung auf, vom anfänglich rauhen Emo-Punk über den großen Schritt hin zum glattproduzierten Popsound gegen Ende der Zweitausender während ihres ersten Majorlabel-Exkurses. Mit der Rückkehr zum Indie zu Beginn der Zehner folgte die Etablierung des modernen Trademark-Sounds, der einerseits eine Rückbesinnung zu schnelleren Punk-Klängen der Anfangstage bedeutete, anderseits aber auch keinen Hehl aus der Liebe zu Indie und Post-Punk machte. Stilistisch könnte man die letzten drei Alben gar als Trilogie betrachten, denn Skiba und Andriano perfektionierten darauf ihr Songwriting. „Blood, Hair, And Eyeballs“ bricht nun mit dieser Tradition. Schlagzeuger Derek Grant stieg während der Aufnahmen aus und wurde durch Atom Willard ersetzt. Sänger Skiba verbrachte einen Großteil der Zeit selbst hinter den Reglern und arbeitete mit Dan Andriano endlich wieder gemeinsam an den Songs. Das Ergebnis: Die elf Tracks strotzen nur so vor Licks, sind durchweg rockiger sowie komplexer arrangiert. So kratzen beispielsweise die beiden Opener „Hot for preacher“ und „Meet me“ nicht nur an der Vier-Minuten-Marke, sondern bestechen zudem durch verspielte Riffs und eher atypisch beschwingte Rhythmik. Gerade im Gegensatz zum sechs Jahre zurückliegenden Vorgängeralbum sticht dieser Neuansatz deutlich hervor. Ferner betritt „Blood, Hair, And Eyeballs“ auch klanglich gewisses Neuland, denn es wurde live mit Vintage-Equipment im Studio 606 von Dave Grohl aufgenommen. ALKALINE TRIO bewegen sich darauf deutlich weg von ihrem zuletzt perfektioniertem, modernen Pop-Punk-Sound und schielen stark in Richtung Rock. Und genau hier schließt sich auch der Kreis und es offenbart sich, wohin die Reise führen könnte: Gemeinsam mit FALL OUT BOY spielten sie letzten Sommer vor bis zu 18.000 Zuschauern. Ihr aktuelles Label Rise Records dürfte ihnen dabei sicherlich den weiteren Weg ebnen. Verdient hätten sie es zweifelsohne, schließlich sind sie eine seit fast 30 Jahren hart arbeitende, ehrliche Band, die stets den Mut zu Neuem bewiesen hat. „Blood, Hair, And Eyeballs“ ist gewiss kein Album, das seine Größe auf Anhieb offenbart – gerade für langjährige Fans. Es sind die Finessen, die sich erst mit jedem neuen Durchlauf offenbaren und dieses Album erstrahlen lassen.
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