Alex schlägt abermals literarisch und lyrisch zu. Lebenserfahren, witzig, klug und einfühlsam pendelt sie zwischen ihrer DDR-Vergangenheit und dem heutigem Kleingärtnerinnendasein hin und her. Würzt alles noch mit alten Pionierliedern und -geboten. Da wird einem angst und bange, wenn man von dem Drill selbst in den Kinderferien hört. Gleichwohl ist Alex bisweilen auch „ostalgisch“ gestimmt, wenn sie schreibt, dass „Unsere Heimat“ ihr liebstes Volkslied ist. „Und wir lieben die Heimat, die schöne / Und wir schützen sie, weil sie dem Volke gehört / Weil sie unserem Volke gehört“ „Früher war alles besser. Sagt man so. Und in gewisser Weise stimmt das auch“, lässt sie verlauten, und irgendwie mag man ihr auch gar nicht widersprechen. Sie trifft einen bundesweit bekannten Luden zufällig beim Trinken, lernt Uri Geller kennen und kann hinreichend skurrile wie abenteuerliche Anekdoten zum Besten geben. Hatte ich beim ersten Band noch ein Zuviel an „Ich“ bekrittelt, hat sich das schon gebessert, von einigen Stellen mal abgesehen. Aber sie hat ja auch was erlebt und geleistet, was bei den heutigen jungen Leuten unter dreißig ja kaum noch vorhanden ist. Alex ist aber über fünfzig und das merkt man glücklicherweise auch. Sie zeigt sich verletzlich, als sie uns ein altes Gedicht von im November 1994 offenbart. Und bei ihrem Gedicht aus dem Jahr 1992, „Flucht aus dem Alltag“, höre ich für mich beim Lesen etliche Songs von TERRORGRUPPE, MR. REVIEW, SLIME („Zwei“) heraus. Auch beim Thema Gendern zeigt sie sich meines Erachtens von der richtigen Seite. Mit dieser Alexandra mag man gerne mal ein Bier trinken gehen. Aber auch nur, wenn einige weitere folgen ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #169 August/September 2023 und Markus Franz