In Ausgabe Nr. 85 war ich noch mal auf die Neuauflage von Alan Moores und Kevin O’Neills großartigen ersten beiden DIE LIGA DER AUSSERGEWÖHNLICHEN GENTLEMEN-Bänden eingegangen, die ursprünglich zwischen 1999 und 2003 erschienen sind und die die Vorlage für eine wirklich fürchterliche Hollywood-Adaption waren.
2007 folgte dann der Band THE LEAGUE OF EXTRAORDINARY GENTLEMEN: THE BLACK DOSSIER, der bis heute nicht auf deutsch erhältlich ist, weil DC Comics angeblich wegen diverser internationaler Urheberrechtsverletzungen der Autoren den Verkauf des Buches außerhalb der USA eingefroren hat.
Und im letzten Jahr dann THE LEAGUE OF EXTRAORDINARY GENTLEMEN, VOLUME III: CENTURY, den Panini jetzt als DIE LIGA DER AUSSERGEWÖHNLICHEN GENTLEMEN 3: 1910 veröffentlicht hat. THE BLACK DOSSIER habe ich bisher noch nicht gelesen, aber 1910 entpuppt sich gemessen an der inhaltlichen Tiefe der ersten beiden Bände leider als Enttäuschung.
Zumal von der früheren Liga bis auf Mina Murray (bekanntlich die Verlobte des Londoner Rechtsanwalts Jonathan Harker, er ja mal eine unangenehme Begegnung mit einem gewissen Grafen Dracula hatte) nicht mehr allzu viel übrig geblieben ist.
An deren Seite findet man den Sohn von Allen Quartermain, den Einbrecher A. J. Raffles und den Hellseher Thomas Carnacki, eher unscheinbare Gestalten im Vergleich zu den literarischen Schwergewichten aus den vorherigen Bänden.
Die sind in London einer Verschwörung und einem Serienmörder auf der Spur, während man parallel dazu vom Schicksal von Kapitän Nemos Tochter erfährt, der selbst wiederum auf seiner Nautilus im Sterben liegt.
Nach nur 84 Seiten haben Moore und O’Neill in 1910 zwar viele Handlungsstränge angerissen, aus denen der Leser aber nicht so richtig schlau wird. Da die beiden Folgebände noch nicht erschienen sind, kann man nur hoffen, dass dort klarer wird, was die beiden im Sinn haben, denn 1910 kommt über die Ebene eines etwas unbefriedigenden, wenn auch schön gezeichneten Teasers nicht hinaus.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #92 Oktober/November 2010 und Thomas Kerpen