AKTION MUTANTE

Es gibt Filme, da verliert man zwischendurch mal die Hoffnung, noch mal eine vernünftige DVD in die Finger zu bekommen, wie im Fall von Álex de la Iglesias Spielfilmdebüt ACCIÓN MUTANTE. Zwar gibt es sogar eine deutsche DVD, aber nur mit deutscher Tonspur, die britische VHS-Fassung war immer um läppische 12 Sekunden geschnitten, die amerikanische DVD war ein Fall für den Sondermüll und die ganz exzellente spanische DVD besaß leider keine Untertitel.

Nachdem der Film letztens in England ungeschnitten auf DVD erschien, gibt es auch hierzulande endlich mal eine vernünftige Alternative. Der Film selbst mag Geschmacksache sein, wie die meisten Werke von de la Iglesia, denn dessen Sinn für überdrehte, absurde Komik und derbe Gewaltexzesse dürfte nicht jedem gleich gut gefallen.

Produziert hatten ACCIÓN MUTANTE allerdings sogar Pedro Almodóvar und sein Bruder Agustín, doch mit deren artifiziellem, provokanten Kunstanspruch hatte de la Iglesia noch nie etwas zu tun, der immer so eine Art spanischer Tarantino war, sozialisiert durch Comics und schlechte Horror- und Actionfilme.

Das merkt man auch ACCIÓN MUTANTE deutlich an, ein schwarzhumoriger Sci-Fi-Horror-Action-Film mit schmuddeliger MAD MAX-Ästhetik, in dem es um eine Gruppe militanter, terroristischer Freaks geht, alle mit irgendeiner Behinderung versehen, die es in bester Robin Hood-Manier auf die Reichen und Schönen abgesehen haben.

Aber erst als Ramon, das Hirn der Gruppe, aus dem Knast entlassen wird, kommt mal wieder Ordnung in den Chaotenhaufen, die in Folge die Tochter eines reichen Brotfabrikanten kidnappen und auf den Planeten Axturias flüchten, was allerdings dann doch wieder in heillosem Chaos endet.

Eigentlich verwunderlich, dass dieser Film ausgerechnet bei Alamode erscheint, die doch eher auf schwergängiges Arthouse-Kino spezialisiert sind, denn ACCIÓN MUTANTE ist letztendlich eine vollkommen sinnfreie Abfolge von geschmacklichen Grenzüberschreitungen, die oftmals schon nicht mehr lustig sind, weshalb wohl auch nach wie vor "keine Jugendfreigabe" erfolgte.

Das steht deutlich in der Tradition von frühen Werken von Sam Raimi oder Peter Jackson, so wie de la Iglesia hier Splatter, Komödie und wenig subtile Sozialkritik in einen Topf wirft. Spaß macht der Film aber nach wie vor trotzdem, zumindest mir.

Eine schräge Achterbahnfahrt mit Kultfilm-Charakter, in der de la Iglesia auf jeden Fall seine technischen Qualitäten als Regisseur unter Beweis stellen kann, selbst wenn nicht allzu viel sittlicher Nährwert hinter ACCIÓN MUTANTE steckt.

Die DVD von Alamode ist eine rundum solide Angelegenheit, zusätzlich versehen mit einem Interview mit Alex de la Iglesia, Making Of, zwei Originaltrailern und einem Musikvideo zum Film.