In der nach wie vor absolut männlich dominierten Post-Rock-Szene sind Bands wie END OF THE OCEAN, die zumindest zu zwei Fünfteln aus Frauen* bestehen, eine erfreuliche Überraschung. Es ist ärgerlich und frustrierend, dass dem so ist, aber das hängt wohl auch mit der musikalischen Form zusammen: In Kunstformen, deren stilistische Innovation sich nur mehr im Schneckentempo vollzieht, bleiben meist auch die Repräsentationsverhältnisse unangetastet.
Mit „-aire“ tastet das Quintett aus Columbus, Ohio, diese Innovationsgrenze an, wenngleich recht sanft und behutsam: Zwischen einem Bass-Schlagzeug-Zusammenspiel, das stark an die Kollegen SLEEPMAKESWAVES erinnert, blitzen immer wieder poppige Synth-Einsätze und Midwest-Emo-Gitarrentwinkles auf.
An anderen Stellen schlagen Gitarrenbulldozer Breschen, in denen sich in der Folge fragile Melodien einnisten und den neu gewonnenen Platz auskosten. Auch END OF THE OCEAN erfinden ihr Genre nicht neu, arbeiten sich aber gleichsam nicht an Klischees ab und legen damit ein solides Post-Rock-Album vor, das Freund*innen dieser Musik ruhig feiern sollen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #144 Juni/Juli 2019 und Simon Nagy