Foto

IRAN

Aemilia

Man darf darüber rätseln, wie es bei dieser Band zur Namenswahl IRAN kam, was es nicht ganz einfach macht, sie im Netz zu finden. Aber auch beim Plattentitel und den Songnamen scheinen IRAN ein Faible für Geografisches zu haben, denn ein Song heißt „Magnitogorsk“ (eine Stadt in Russland) und „Regium Lepidi“ ist der lateinische Name für Reggio di Lombardia, die norditalienische Provinzhauptstadt, aus der das Trio stammt. „Aemilia“ ist das Debüt von IRAN und rennt im Bereich Post-Rock und Krautrock zur Abwechslung nicht nur offene Türen ein. Musikalisch scheint es sich um die bekannte Form von instrumentalem Freestyle-Improvisationsrock zu handeln, allerdings erreichen IRAN dabei den nicht oft gehörten Irrsinngrad der New Yorker ONEIDA und ihrer unnachahmlichen wilden Mischung aus Psychedelic und Noiserock. Und wenn Keyboarder Nazim Comunale seinem Instrument diese unglaublich kaputten Orgelklänge entlockt, muss man unweigerlich an den Siebziger-Prog-Jazz-Rock von THE SOFT MACHINE denken oder die Kakophonien eines John Zorn, wenn auch noch zusätzlich ein verzerrtes Baritonsaxophon ins Spiel kommt. Mit „Aemilia“ ist IRAN ein ziemlich beeindruckendes Debüt gelungen, das losgelöst von konventionellen Songstrukturen vor originellen Soundideen und kompositorischen Sonderheiten nur so strotzt. Dabei hat man aber nie das Gefühl, es nur mit kopflosen Exzessen in Sachen Improvisation zu tun zu haben, denn die Italiener sind immer in der Lage, ihrem musikalischen Einfallsreichtum echte Struktur und Spannungsbögen zu verleihen.