TÜREN

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War ja ganz schön was los bei den TÜREN in den letzten Jahren seit dem „Popo“-Album: Anwachsen zur fünfköpfigen Live-Band, Mitgliederwechsel, Fast-Auflösungen des Kern-Teams und in weiter Ferne das Ziel eines neuen Albums, das sich als schwierigste Geburt in der TÜREN-Geschichte erweisen sollte.

Klingt erstmal seltsam, denn die Platten der Feuilleton-Lieblinge waren nie wirklich schwermütig oder zu verkopft, sondern immer das, was man sich als intelligente Pop-Musik mit hintergründigen DaDa-Texten und einem leichtfüßigen Humor vorstellen konnte.

Anfangs mehr elektronisch und NDW-lastig, dann ab „Popo“ stadionrockig wie eine „echte“ Band. Jetzt also die Alphabet-Platte mit dem Titel, den jeder Plattenkritikschreiber jetzt schon wegen seiner Länge hasst.

Aber das gehört zum Konzept. Genauso wie der Diskurs (oh, das Wort Diskurs an sich ist hier schon wichtig!) und Philosophieren über die Subversivität von Pop, Popkultur und die dazugehörige Poptheorie.

Das waren schon immer die Lieblings-TÜREN-Themen und so klingt „ABC...“, als wolle man da weitermachen, wo man beim letzten Album aufgehört hat. Den theoretischen Beipackzettel gibt’s in Buchform samt Klebebildchen dazu.

Ja, ich weiß, die Sammler werden sich hüten, auch nur einen der Aufkleber irgendwo hinzupappen, um ja nicht den Wert zu mindern. Den TÜREN ist das wahrscheinlich scheißegal, und dass es ihnen scheißegal ist, würden sie ja nie so sagen, sondern es eher in eine kurze schlaue Abhandlung mit absurdem Ende verpacken.

Seltsamerweise glaube ich ja, dass diese Band auch in weiterer Zukunft noch sehr wichtig sein könnte. Begründen kann ich das nicht, aber manchmal habe ich das Gefühl, sie könnten irgendwann für die letzten zehn Jahre den Platz einnehmen, den TON STEINE SCHERBEN in den Siebzigern hatten.

Das könnte auch daran liegen, dass die TÜREN gar nicht so weit davon entfernt sind, was auch auch an den Neuen in der Band liegen könnte: dem sympathisch wahnsinnigen Trommler Chris Imler, Keyboarder Michael Mühlhaus und JA, PANIK-Gitarrist Andreas Spechtl.

Ganz so rockig wie auf „Popo“ geht es zwar nicht mehr zu und auch Sofort-Hits wie „Indie Stadt“ finden sich nicht, aber wer die TÜREN bisher gern mal aufgelegt hat, wird sich auch mit der Platte mit dem supertollen Post-Pop-alle-Vermarktungsstrategien-boykottierenden Bandwurm-Titel anfreunden.

Peng! (Diese Band war auf der Ox-CD #100 zu hören)