PETROGRAD

a.b.c. CD

Das neue Album der Luxemburger, so weit ich weiss erstmals in neuer Besetzung, nachdem die langjährige Sängerin letztens ausstieg. Geschadet hat das PETROGRAD nicht: die Band, die sich seit ihrer Gründung Mitte der Neunziger musikalisch konsequent weiter entwickelt hat, legt mit diesem Album ihr bislang bestes vor.

"Agit-Pop" haben CHUMBAWAMBA das mal genannt, was sie machen, und während CHUMBAWAMBA in den letzten Jahren dann doch immer mehr von der Business-Maschine aufgefressen wurden, haben PETROGRAD genau das noch, was ich an den EngländerInnen immer so mochte: einerseits sehr schöne, gitarrenbasierte (Pop-)Musik spielen, andererseits deren Leichtigkeit von der textlichen Seite her auffangen, indem eben nicht über belanglose Banalitäten gesungen wird, sondern politisch ganz klar Stellung bezogen wird.

PETROGRAD, das ist bekannt, sind überzeugte Anarchisten, und so ist das Album nicht nur ein Benefiz-Release für das "Anarchist Black Cross" in Innsbruck, sondern enthält auch das Booklet seitenweise und kleingedruckt massig Information zu linken, anarchistischen Organisation in Deutschland und Europa.

Doch um nochmal auf die Musik zu sprechen zu kommen: Es ist schon verblüffend, wie musikalisch offen PETROGRAD über die letzten Jahre ihren Weg gegangen sind, wobei ich durchaus Konfliktpotential in der Hinsicht sehe, dass es wohl in manchen Kreisen immer noch opportun ist, als politische Band nur anzusehen, wer den immer gleichen Crustpunk spielt und ein Abweichen von dieser Linie mit Nichtbeachtung zu strafen.

Wollen wir hoffen, dass PETROGRAD diese Gradwanderung bewältigen - als Freeclimber sollte Sänger Diff darin ja etwas Erfahrung mitbringen. Bester Song hier übrigens das tanzbare(!) "To climb up a ladder".