Das Artwork erinnert an einen alten, mürrischen Mann, der sich die Fensterbank gemütlich eingerichtet hat und aus dem offenen Fenster nach draußen auf die Straße schimpft. Die Hamburger Post-Noise-Punkband kommt mit ihrem „A Momentary Bliss“ etwas konstruktiver daher, auch wenn man das bei dem dichten Düstersound nicht auf den ersten Blick beziehungsweise Ton erkennt. Der Sänger hämmert uns repetitiv die Kernbotschaft auf die Ohren: Dauerhaftes Glück gibt es nicht. Die von Selbstkritik geprägten Hymnen über Enttäuschung, Resignation und Antriebslosigkeit, zeigen erst auf sich selbst und im zweiten Schritt auf uns. Je länger BILLY ZACH uns betören, je tiefer man in den Sog auf der verzweifelten Suche nach Glück gerät, umso mehr genießt man die Zeit bis dahin. Am besten sind BILLY ZACH, wenn sie zu der kargen Trostlosigkeit noch eine Spur Lässigkeit addieren. Das im Stechschritt getrommelte „Dear sister“ erinnert zum Beispiel eher an High Noon im Flirt mit Shoegaze. Selbst wenn das Debütalbum auf Anhieb überzeugt, lassen sich doch mit jedem Durchgang noch mehr Feinheiten erkennen. Hier etwas Hall, Akzente im Gesang oder ein doppelter Boden in den Texten, der aus Ernst Ironie macht und umgekehrt. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass BILLY ZACH zwar schon mal an X und Y erinnern, aber trotzdem eine ganz eigene Mische anbieten, mit der sie sofort herausstechen und im Gedächtnis bleiben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #166 Februar/März 2023 und Nadine Schmidt
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