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JOHN

A Life Diagrammatic

Ganz natürlich ist es geworden, dass nicht unbedingt jedes Album von aufstrebenden oder gar gepushten Bands aus den Tiefen des Undergrounds sofort zündet und sich in die Gehörgänge fräsen kann, bedenkt man einfach mal die Masse an Veröffentlichungen, die wöchentlich auf uns einprasseln. Manchmal braucht es einfach den richtigen Moment oder ein intensives Live-Erlebnis, um nachhaltig beeindruckt zu werden. JOHN aus London besitzen die musikalischen Kapazitäten, nicht länger im Verborgenen agieren zu müssen, probieren neue Experimente aus und erweitern dadurch die Zahl an Zuhörer:innen mit jedem neuen Release. Grobe 4-to-the-floor-Nummern gehören der Vergangenheit an. Ideen wie Atmosphäre und Experimente werden auf der vierten Platte „A Life Diagrammatic“ intensiver denn je umgesetzt. Messerscharf tönt der Einstieg in das neue Album, „At peaceheaven“ weist trotz jeglicher Zurückhaltung ausreichend subtilen Vorwärtsdrang auf und lässt mich positiv an die Noiserocker METZ denken, aber nur in klitzekleinen Details, wie die Fähigkeit, von der einen auf die andere Sekunde zwischen Stimmungen hin und her zu wechseln. Sänger und Schlagzeuger John Henry Newton hat dieses gewisse Etwas in seiner Stimme, das hängenbleibt, uns angenehm griffig und leicht nervös dazu einlädt zuzuhören und damit an Bands wie PRONG und HEAD OF DAVID erinnert. „A whole house“ und „Service stationed“ sind kleine Hits, die bezeugen, dass Gitarrist Johnny Healy zu jeder Sekunde mit seinem Bandkollegen harmoniert. Dass nur zwei Musiker für dieses durchdachte Soundgefüge verantwortlich sind, würde mir im Traum nicht in den Sinn kommen und glauben kann ich dies eigentlich erst, nachdem ich wiederholt das komplette Inlay nach aufschlussreichen Informationen abgesucht habe. Schließt die beiden mit A PLACE TO BURY STRANGERS im gleichen Studio ein, um zu improvisieren, von Kreativität überquellen würde sie, die neue Ausgabe der „In The Fishtank“-Reihe. Die Devise, erst aufsaugen und dann live dazu eine große Party zelebrieren, könnte als kostenlose Information gleich mitgeliefert werden, denn dieses Album ist von der ersten bis zur letzten Sekunde spannend und die Repeat-Taste betätigt sich von ganz alleine. „Trauma mosaic“ spielt sich mit seinen tuckernden Schlagzeug-Takten dann selbst in einen Rausch, nimmt das Gitarrenriff dankend an, bis der Track unvermittelt im weiten Nichts endet. Der vorletzte Song „Riddley Scott Walker“ bricht aus dem über weite Strecken im Midtempo agierendem Release aus und unterstreicht erneut, dass es sich hier um ein sehr facettenreiches Album handelt. Während mich das letzte Album noch nicht überzeugen wollte, haben die beiden Londoner mit „A Life Diagrammatic“ dies nun geschafft und sich selbst übertroffen.