90 DAY MEN

Panda Park CD

Bereits das dritte und wahrscheinlich beste Album einer der wirklich ungewöhnlichsten Bands, die Chicago in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Der Vorgänger "To Everybody" war schon ganz exzellent, aber hier bringen 90 DAY MEN ihre seltsamen, pathetischen Sound noch mehr auf den Punkt, der die eher schrägeren Momente von 70er-Rock mit einem 90er Post-Rock-Kontext verbindet, wo man an der Erwähnung von Bowie und Eno irgendwie nicht vorbeikommt, was bei "Silver & snow" soweit geht, dass Bowies und Enos Gesangstil konkret kopiert wird.

Wobei 90 DAY MEN dabei insgesamt nicht wie eine wirkliche Rockband klingen, sondern eher wie ein kleines Klassik-Orchester, das sich in die Niederungen von U-Musik begeben hat. So gibt es bei "Too late or too dead" unglaublich kitschige, opulente Pianoklänge zu einem stakkatoartigen Rhythmus, wobei dann der Überhit der Platte herauskommt.

Ansonsten verknüpfen 90 DAY MEN gekonnt experimentellere elektronische Klänge mit Indierock-Versatzstücken wie beim letzten, atmosphärisch fließenden Song "Night birds", und stehen dabei auch wieder mit einem Bein im 70er-Artrock.

Wie schon beim Vorgänger hat PAPER CHASE-Mann John Congleton produziert, der den eh schon überladenen, aber klar strukturierten Kompositionen scheinbar noch eine zusätzliche Dosis exaltierten Pathos verabreicht hat, wie man das von seiner eigenen Band kennt.

(09/10)