Foto

8 KALACAS

Fronteras

Bis zum neuen Album „Fronteras“, das gerade auf Atomic Fire erschienen ist, dem neuen Label von Nuclear Blast-Gründer Markus Staiger, hatten hierzulande wohl eher nur sehr auf Ska-Punk versessene Menschen die „Ocho Kalacas“ ausgesprochene Band aus Orange County auf dem Schirm, die allerdings schon seit fast zwanzig Jahren aktiv ist und locker mit VOODOO GLOW SKULLS und MIGHTY MIGHTY BOSSTONES mithalten kann. Erst 2014 erschien das Debütalbum „Kill The Radio“, 2016 folgte „Somos Barba O Muere“ auf einem mexikanischen Label und das zeigt die familiären wie kulturellen Roots der Band in der südkalifornischen Hispano-Community, die für uns Englisch sprechende Mitteleuropäer fast schon eine „Parallelgesellschaft“ darstellt. Kennen wir sonst fast schon eher eine neue Punkband aus Orange County als aus Osnabrück, ging eine seit 2003 mit solidem Erfolg agierende Band wie 8 KALACAS trotz des hiesigen Abfeierns des metallischen Skacores von MIGHTY MIGHTY BOSSTONES völlig an uns vorbei. Dass die Band jetzt endlich den (virtuellen) Weg nach Europa geschafft hat liegt am Management, das Kontakte zum von früheren Nuclear Blast-Leuten gegründeten und ebenfalls in Donzdorf ansässigen Atomic Fire-Label hatte. In dessen Roster sind 8 KALACAS neben eher „klassischen“ Metalbands abgesehen vo AGNOSTIC FRONT die bislang einzige Hardcore-Band, denn ja, im Grunde sind 8 KALACAS trotz metallischer Elemente genau das. Hier wechseln sich von Bläsern getriebene Parts und Offbeats ab mit knüppeligen und thrashigen Passagen, und zwangsläufig kommen mir da die seit über dreißig Jahren aktiven, ebenfalls aus dem Großraum Los Angeles stammenden VOODOO GLOW SKULLS in den Sinn. Hier reden wir nicht von Ska-Punk à la OPERATION IVY, sondern von einerseits zum Skanken anregenden Parts, die unmittelbar auf wilde Slam-Passagen treffen. Aber die Einflüsse reichen weiter: „Es sind nicht allein Mariachi oder Cumbia, wir alle sind auch mit Mambo, Reggae, Heavy Metal, Ska, Jazz, Funk aufgewachsen“, erklärte mir im Interview Edgar alias Choriz, der Mann an der Trompete von der als Septett auftretenden Band. Die besteht aus dem Doppelsänger-Gespann Sr. Kalaca (voc) und Getse (voc), Adam (dr), Sick (bs), Steve (gt) sowie eben Choriz (tr) und Gio (ps). Eingespielt wurde das Album bereits im Winter 2019/2020, und warum es erst jetzt erscheinen konnte, wissen wir alle. Textlich sind 8 KALACAS trotz ihrer enorm tanzbaren und fröhlichen, mitreißenden Musik durchaus politisch, wie schon der Albumtitel („Grenzen“) und der gleichnamige Song versprechen. Wer aus der Hispano-Community kommt, hat oft selbst Migrationshintergrund und entsprechend auch eine andere Sicht auf die Situation an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Ich hoffe jetzt auf eine baldige Tour – wir brauchen Ersatz für die Bosstones ...