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75 DOLLAR BILL

Power Failures

Drei Alben haben die New Yorker Minimal-Avantgardisten bereits „physisch“ veröffentlicht, dann, pandemiebedingt, erst mal nur ein paar Bandcamp-Downloads. Einer davon hattte aber so gute Resonanz erfahren, dass sich Karlrecords zu einem Vinyl-Release entschlossen hat. „Power Failures“ zeigt das Duo – Che Chen an Gitarre, Flöte , Sax und allerlei Klimperinstrumenten und als Percussionist Rick Brown mit seiner Sperrholzkiste – in kreativer Höchstform. Zusammen mit einer Handvoll Gästen, darunter YO LA TENGO-Gitarrist Ira Kaplan sowie Sue Garner an der Violine, haben sich die „Bills“ erneut in Drone-lastige Mantras und Freeform-Jams gestürzt, deren Grundstruktur nicht selten unergründlich bleibt. Repetitiv, monoton und dabei sehr hypnotisch kommt das rein instrumentale Material daher, dabei ist der ungewöhnliche Gitarrenstil von Chen hörbar von dessen Sessions mit dem mauretanischen Gitarristen Jeich Chigaly beeinflusst, und natürlich haben die Tuareg-Blueser TINARIWEN auch ihre Spuren hinterlassen, genauso wie die weltentrückten TALK TALK mit ihren letzten beiden Alben. Die „Songs“ lassen sich Zeit, die kürzeste Nummer läuft knapp sechs, die längste etwa zwanzig Minuten, und es gibt genau null Spannungsbogen, keine Dynamik, keine Message. Dieser Strukturnihilismus kann beruhigend wirken, manchmal aber auch gehörig irritieren, und genau das macht „Power Failures“ so spannend wie anziehend.