Ox präsentiert: CRAZYSANE / ZAHN Festival
An guten Bands fehlt es dem Label nicht.
Manche Plattenfirmen warten auf ein rundes Jubiläum oder die einhundertste Veröffentlichung, um sich selbst mit einer großen Sause zu feiern. Bei Crazysane Records, dem Label des umtriebigen Berliner Szeneconnectors Chris Breuer, laufen solche Dinge seit jeher anders. Es bedarf keines großen Anlasses, um eine Handvoll Bands aus dem Labelroster und –umfeld zusammenzuschmeißen und einen bunten Abend zu organisieren.
Berliner Kulturraum geht in die Knie
Eine gewisse Dringlichkeit, dieses Festival jetzt zu veranstalten, entstand zwar durch die Tatsache, dass der Ort, an dem es am 22.10.22 stattfindet – die Zukunft am Ostkreuz – die Tage seines Daseins in der altbekannten Lokalität in der Laskerstr. 5 bedauerlicherweise als gezählt betrachten muss – ein weiterer etablierter Berliner Kulturraum, der vor Großinvestoren und vermeintlichen Stadtentwicklungs–Verbesserern in die Knie gehen muss. Aber grundsätzlich entspricht die kurzfristige Umsetzung einer Idee dem Arbeitstempo Breuers und auch dem seiner Bandkollegen bei ZAHN, Nic Stockmann und Felix Gebhard, mit denen zusammen er dieses Festival verwirklicht. Tickets für das Festival sind hier erhältlich.
Die stilistische Diversität des Labels könnte größer nicht sein
Da sind AUA, das Duo, welches sich ebenfalls nicht gerne mit langer Planung aufhält, sondern in kurzer Folge zwei Alben auf Crazysane veröffentlicht hat („I Don’t Want It Darker“, 2020 und „The Damaged Organ“, 2022). Postrockig elektronisch und düster ist die Soundwelt, die Fabian Bremer und Henrik Eichmann sich ausgedacht haben, eigen und visionär. Dann ZAHN selbst, das Trio, welches eine instrumentale Rockmusik spielt, bei der immer nicht ganz klar ist, ob dies die geplante Zerstörung von Rockmusik an sich ist, eine Persiflage dieses lange auserzählten Genres, oder einfach eine geniale Umsetzung seiner Urform, heruntergebrochen auf die Basiselemente Schlagzeug, Bass und Gitarre. Fakt ist, dass es schwierig ist, sich dem langsam groovenden Stampf dieser Gruppe zu widersetzen.
Wall-Of-Sound-Gitarren
YAGOWs ausufernder Rock vereint Wall-Of-Sound-Gitarren, Drones, unheimlich anmutenden Gesang und schleppende Beats zu einer psychedelischen Melange. Nach dem Durchhören ihres 2021er Albums „The Mess“ fühlt es sich an, als sei ein ebensolches – eine Unordnung – den Hörer:innen aus dem Kopf entfernt worden. Nach dem Auslaufen des letzten Songs fühlt es sich an, als ob da etwas aufgeräumt worden wäre, Platz gemacht für neue Dinge. Trippy! Aus ihrer Heimatstadt Saarbrücken bringen YAGOW ihre Homies von 1000 AUGEN mit, die 2021 ihr Debutalbum „Westend“ bei This Charming Man Records veröffentlichten. Wenn diese Band einen Song Silberne Maschinen nennt, wird hier sicher ganz bewusst ein Fingerzeig in Richtung gewisser britischer Space Rock–Kollektive der 1970er Jahre gegeben, und auch das dieser Tage etwas inflationär benutzte Label Krautrock ist im Falle von 1000 AUGEN geeignet, die Musik des Trios zu beschreiben.
JOLLE vervollständigen das Line-Up
Das Line-Up wird vervollständigt durch JOLLE, dem neuesten Kapitel im illustren Crazysane-Katalog, welches im kommenden Jahr mit einer Albumveröffentlichung geschrieben werden wird. In einer Garage in Potsdam bastelt das Duo an seiner Mischung aus unterschiedlich weirden Spielarten, die – sofern man Referenzen heranziehen möchte – als KING GIZZARD meets early GOLDENE ZITRONEN oder so beschrieben werden könnte.
Ox präsentiert: CRAZYSANE / ZAHN Festival
22.10.22 Berlin, Zukunft am Ostkreuz
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