Mit "Glad Rags & Body Bags" eroberte das australische Psychobilly-Trio ZOMBIE GHOST TRAIN mit einem Schlag die Betty- und Flat-Szene, und machten sich auf Grund ihres CRAMPS-lastigen Sounds auch im Gothic- und Punk-Bereich breit. Nach einer feucht-fröhlichen Deutschlandtour verteilen die drei untoten Teddyboys jetzt mit ihrem neuen Album die Todeskarte an die hiesigen Fans. Wir wollten von Bassist Captain Reckless wissen, was aus Down Under zu erwarten ist ...
Captain Reckless, kein Jahr nach eurem Longplayer-Debüt habt ihr wieder eine neue Scheibe draußen. Und dazwischen kamen auch noch diverse Touren in den USA und Europa. Seid ihr solche Workaholics?
Wenn es um die Band geht, sind wir das wirklich. Dazu muss man sagen, dass "Glad Rags ..." in Europa etwas später rauskam als in Australien und den USA, daher scheint es so, als wäre es sehr schnell gegangen. Wir haben jedoch in der Zwischenzeit auch immer wieder an neuen Ideen gearbeitet, so dass wir sofort nach der letzten Europatour ins Studio gehen konnten. Und prompt sind wir wieder mit neuem Material am Start, zu dem die Leute rocken können.
"Dealing The Death Card", das neue Werk, klingt viel differenzierter und noch frischer als sein Vorgänger. Habt ihr euch so viel verschiedene Musik in der Zwischenzeit angehört oder wurde euch der reine Psychobilly zu langweilig?
Wir versuchen, möglichst viele Sounds und Stile anzuhören, um uns nicht zu beschränken, und ich denke, dass ist es, was sich auch in unserer Musik widerspiegelt. Wir wollen nicht "nur" Psychobilly-Songs machen, sondern die Ohren aller Lebenden erobern. Uns geht es nicht darum, eine bestimmte Sorte Menschen beim Konzert zu haben, sondern die, die Lust auf eine gute Zeit haben. Und das sind neben Psychos und Rockabillies eben auch Gothics, Punks, Metaller oder einfach Rock-Fans.
Wo seht ihr Psychobilly, das ja schon seit einiger Zeit eine echte Hochphase erlebt, in fünf oder zehn Jahren? Welche Bands werden überleben, welche werden richtig groß, wie wird sich der Sound ändern?
Das weiß wohl keiner. Psychobilly gab es schon so lange, ohne dass der Mainstream Notiz genommen hat. Und natürlich hat das Genre eine so große Unterstützung im Underground, dass ich glaube, dass die Musik und der Style immer existieren werden. Ich denke aber, dass viele Bands es machen wie wir und sich von anderen Musikstilen beeinflussen lassen, so dass es immer mehr "Crossover" gibt.
Man kommt nicht umhin, eure düsteren Einflüsse wahrzunehmen. Seid ihr auch große Gothic/Deathrock-Fans?
Nicht wirklich. Unsere Düster-Sounds kommen wohl eher von alten Horrorfilmen und der Einsicht, dass viele Menschen der Unterklasse in den 20er bis 60er Jahren ein hartes, deprimierendes Leben hatten, was sie in ihren Filmen, Büchern oder Musik verarbeitet haben.
Wer sollte eine "Death Card" bekommen?
Jeder, der nur mit Scheuklappen denkt und nicht das Gute in vielen Dingen sieht. Die Idee mit der "Death Card" im Titel des neuen Albums kommt vom Tarot. Dort kann der Tod Veränderung und Fortschritt bedeuten. Es ist nicht immer ein schlechtes Zeichen, wenn man diese Karte erwischt. Wir sehen dieses Album als positive Weiterentwicklung des ZGT-Sounds und daher steht der Titel dafür, seine Vergangenheit zu beerdigen, dem Hedonismus zu frönen, Verluste zu verarbeiten und natürlich sich auf gefährliche Frauen und Rock'n'Roll einzulassen.
Eure Live-Shows sind energiegeladen und beeindrucken durch musikalische Qualität und viel Interaktion mit dem Publikum. Trotzdem ist der Unterschied zu den CD-Aufnahmen zu hören, denn es fehlen die zweite Gitarre oder die zusätzlichen Instrumente, die ihr im Studio benutzt. Gab es Überlegungen, das Trio zu einem Quartett auszubauen, um die Sounds auch live zu replizieren?
Nein, live klingt es so, wie es live klingen soll. Im Studio nehmen wir uns die Freiheit, Instrumente oder Effekte hinzuzufügen, wenn es zum Sound passt. Wir alle spielen verschiedene Instrumente und bei den Aufnahmen macht es riesigen Spaß, Dinge auszuprobieren und unseren Sound zu erweitern. Live vermisst man das nicht, die hier und da fehlenden Effekte werden durch die große Energie wettgemacht.
Wie unterscheidet sich das Touren in Europa im Vergleich zu den USA oder Australien?
Oh, bei euch ist es super. Man kümmert sich dort viel besser um uns, als überall anders. Konzerte machen in jedem Land Spaß und die Fans sind super, aber die Gastfreundschaft ist in Europa definitiv am größten.
Du bist ja ein echter Untoter. Ist das nicht langweilig für die Groupies?
Wenn sie den Sänger die ganze Nacht steif mögen, dann werden sie bestimmt viel Spaß haben.
Was muss denn eine Dame tun, um dich rumzukriegen?
Sie muss ein Auto haben, wo auch mein Bass reinpasst, und genug Benzin, um gemeinsam zum Hotel zu kommen.
Würdest du dich ausziehen, um die Band weiter zu bringen?
Warum nicht? Aber es müsste dann schon wirklich etwas Besonders sein. Ich gebe Großes und erwarte Großes.
Joachim Brysch
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und
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