ZEN BASEBALLBAT

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Gritty northern humour and a unique blend of trad ska

Ich muss zugeben, dass ich nicht viele Ska-Platten besitze, aber die Musik und ihre lange Geschichte mit viel guter Laune, Tanz, Palmen und Trompeten assoziiere. ZEN BASEBALLBAT sind mir zum ersten Mal zu Ohren gekommen, als ich in Warrington in Nordengland war und versucht habe, einen Gasherd zu bedienen. Eine unglaublich ausdrucksstarke Band, die schon mit Größen wie den TOASTERS die Bühne geteilt hat und auf unzähligen Festivals in Europa ihre teils harmonischen, teils wilden Storys vom Leben im industriellen Norden (natürlich mit einem Tick englischen Humor) an den Mann gebracht hat. Ich sprach mit Carl Gleavey.

Erzähl mal was über den Hintergrund der Band.
Die Band gibt es nun schon ziemlich lange, mit einer beeindruckenden Zahl an ausgetauschten Bandmitgliedern. Mein Bruder Gary und ich waren immer als Songwriter mit dabei. Über die Jahre haben wir immer wieder mehr Dynamik in die Band bringen können, indem wir Bands wie die TOASTERS, THE SLACKERS, THE BEAT und THE SKATALITES rauf und runter in England und auf dem europäischem Festland supporten konnten. All das hat uns dann letztendlich den Deal mit Englands populärstem Ska-Label verschafft - Moon Ska. Bis jetzt sind zwei Alben erschienen, „I Am The Champion Concrete Mixer“ und „For Refund Insert Baby“. Irgendwann hat sich die Möglichkeit ergeben, etwas im Fernsehen zu machen, und damit die Verbreitung des Ska und dessen Philosophie zu verstärken. Die Dokumentation nennt sich „Twin Town - North West Attitude“ und handelt davon, was wir mit unserer Musik erreichen wollen, von unseren textlichen Intentionen, sowie der Geschichte der Kunst und Poesie in unserem Heimatort. Das alles hat natürlich großen Einfluss auf unsere Musik. Und wenn wir mal gerade nicht mit der Band auf Tour sind, dann widmen wir uns anderen Hobbys wie Fotografie oder Film. Hauptsache etwas Künstlerisches, wozu auch der gelegentliche Schlaf gehört, auf den man nicht verzichten sollte.

Wo siehst du die Einflüsse von ZEN BASEBALLBAT?
Ich denke, dass man auf unseren Alben ganz gut heraushören kann, dass neben den klassischen Ska-Bands vor allem die 2-Tone-Bewegung der 80er relativ prägend ist. Songwriter wie Mark E. Smith von THE FALL oder auch Billy Childish, die sehr ausdrucksstarke Texte haben und auf ihre Art einzigartig sind, gehören auch dazu. Abgesehen von dem Einfluss durch Musik, haben mich vor allem Filme der „British Working Class“ aus den 60ern sehr gereizt. Diese sogenannten „Kitchen Sink Dramas“ wie beispielsweise „A Taste Of Honey“ und „Saturday Night, Sunday Morning“ waren eine große Inspiration. Es ging da um Hass-Liebe-Beziehungen im nördlichen England, wo ZEN BASEBALLBAT ja auch herkommen.

Ich habe den Eindruck, dass es in der Ska-Szene immer schwerer wird, sich zu etablieren, und man kaum etwas hört, was sich vom Stil anderer Bands unterscheidet ...
Das Problem, dass ich in der Ska-Szene sehe, ist, dass es eine Menge Bands gibt, die sich zu sehr mit dem 2-Tone-Style und nicht mit den Texten beschäftigen, die so wirksam und stark waren, weil sie in der Energie des „Dancing With An Angry & Social Message“ zementiert sind. Die meisten von denen bezeichnen sich als Ska-Band, obwohl das Einzige, was sie mit Ska verbindet, ein Off-Beat-Rhythmus auf einer Gitarre ist, die von einem Typen mit einem karierten Anzug getragen wird.

So sieht es leider aus ... Wie hat euch denn die Arbeit mit Chris Murray gefallen?
Wir haben ihn kennen gelernt, als wir mit ONE MAN SKA MACHINE in England auf Tour waren. Ich muss sagen, dass ich ziemlich beeindruckt war, weil er diese ganz spezielle Art hat, die Leute im Publikum zum Ausrasten zu bringen. Er muss noch nicht einmal ein Schlagzeug auf der Bühne haben, er ist ein echter Entertainer. Ich bin nicht ganz einverstanden mit seinen Texten, weil ich kein besonders großer Liebhaber von Songs über „Rude Boys“ und dem Verwenden des Wortes „Ska“ im Titel bin. Aber was den Rhythmus angeht, ist er ganz weit oben.

Wie sieht es mit Moon Ska Europe aus? Besteht die Zusammenarbeit noch?
Moon Ska Europe werden eine DVD mit den Bands veröffentlichen, die letztes Jahr in der London Academy gespielt haben - wo wir auch mit von der Partie sind. Da wird es auch die „Twin Town - North West Attitude“-Dokumentation zu sehen geben. Ansonsten sind wir wieder dabei, Material für das dritte Album zusammenzuwerfen und werden im Frühjahr nach Deutschland kommen.