WOHLSTANDSKINDER

Die WOHLSTANDSKINDER werden so langsam erwachsen. Nach dem letzten Album "Poppxapank" war klar wo die Vier hinwollen, nämlich zielstrebig den Weg zum perfekten, deutschsprachigen Poppunksound absolvieren. Nachgelegt wurde erstmal mit der im Herbst erschienenen Single "Die 90er waren zum Recyclen da", die den Weg für den nächsten Longplayer ebnen sollte. Um dem Phänomen "Poppxapank" auf den Grund zu gehen, bekamen die Kinder im Dezember Besuch im Studio, und nach einer drei Song langen Hörprobe hatten sie Gelegenheit etwas dazu zu sagen. Leider wurde der Informationsgehalt vom sehr späten Interviewtermin, Alkohol und nicht zuletzt von Austin Powers (Leitbild visonärer WSK-Bandpolitik) ein wenig getrübt. Ein ausführliches Interview gab es übrigens in Ox #29. Mir gegenüber räkelten sich Türk Travolta (Gitarre), Don Cardeneo (Schlagzeug) und Honolulu Silver (Gesang). Der Bassist Raki Neidhardt zog einen ausgedehnten Klettertrip in der Schweiz vorverständlich.

Eure neue Platte ist ja um einiges poppiger ausgefallen...

Türk: Da sind drei Poplieder drauf, die hast du gerade gehört.

Ihr seht das nicht so?

Don: Poppiger möchte ich nicht sagen.

Türk: Wir gehen einen geraden Weg mit unserer Musik, bloss wenn wir live immer so rocken, muss das im Studio ja ins Gegenteil ausschlagen. Früher haben wir immer gesagt, unsere Musik werde schneller und härter, und jetzt sagen wir, sie wird schöner und besser.

Don: Insgesamt ist sie schon langsamer geworden. Das mit dem Pop ist schon gar nicht so falsch.

Beim letzten Interview habt ihr euch eigentlich nur mit dem Cover beschäftigt. Wie sieht´s denn diesmal aus?

Honolulu: Bordeauxrot.

Don: Nein, wird es nicht. Wenn man es sieht denkt man nicht an bordeauxrot. Innnendrin wird´s bordeauxrot. Wahrscheinlich.

Honolulu: Das ist auch das, was uns am meisten beschäftigt an so einer neuen Platte. Uns interessiert welche Farben das Cover hat und nicht wie die Musik ist. Musik kann ja keine Farben haben.

Don: Ich kaufe meine Platten grundsätzlich nur nach den Covern, Bandnamen, Liedtiteln und Artwork, die Musik ist mir egal. Zum Beispiel habe ich neulich im Saturn für 3,95 DM die ROCKING DILDOS ON SPEED gefunden. Grossartig!

Türk: Langweilig!

Honolulu: Die neue Platte handelt sehr viel von Liebe.

Don: Ja, habe ich dir schon das Cover gezeigt?

Türk: Wir legen jetzt aber auch Wert auf andere Dinge wie z.B. Posen beim Einspielen.

Honolulu: Der Türk hat seine Gitarrensolos im Handstand eingespielt. Obwohl man zugeben muss, dass wir Hilfestellung gegeben haben. Aber die Gitarre war ja noch richtig rum, er hat also komplett spiegelverkehrt gespielt.

Don: Mit Sonnenbrille!

Honolulu: Die Platte ist auch ganz anders geworden als die "Poppxapank".

Was habt ihr denn anders gemacht?

Honolulu: Wir haben den Pop gross geschrieben und den Deutschpunk rausgelassen.

Wie geht ihr als deutschsprachige Punkrockband denn damit um?

Honolulu: Ich habe uns nie als deutschsprachige Punkrockband emfunden. Ich habe das zwar öfters mal in Fanzines gelesen, mehr nicht.

Don: Honolulu macht in erster Linie einfach nur Musik. Wenn man unbedingt darauf besteht auf dieser Platte Punkrock zu finden, dann kannst du das bei der Platte nicht. Du hast Druck und Geschwindigkeit und manchmal Rock´n´roll.

Honolulu: Man nagelt sich viel zu oft auf dieses Wort "Punkrock" fest und das ist mittlerweile eine richtige Sackgasse geworden.

Don: Das haben BON JOVI bestimmt auch gesagt, als man sie nach ihrem Erfolg gefragt worden sind, ob sie nun jetzt den Metal verraten hätten.

Gibt´s eigentlich ein paar lustige Anekdoten von der Vita-Festival-Nightliner-Tour zu erzählen?

Don: Oh ja, Anekdote Nummer eins ist auf jeden Fall der Busfahrer Peter. Das muss man sich mal vorstellen: Eine Mischung aus einem Rock´n´roll-Roadie und einem Mallorca-Proll. Ein unglaublicher Kerl.

Auf jeden Fall hat die Vita-Festival-Tour dazu geführt, dass ihr jetzt richtige Pseudonyme benutzt, oder?

Türk: Das liegt an KISS.

Don: Das liegt nicht nur an KISS.

Honolulu: Das liegt an unserem fortgeschrittenen Alter.

Mit eurem Label Vitaminepillen seid ihr auch nach wie vor zufrieden?

Honolulu: Auf der Vitaminepillen-Ranch bin ich das erste mal in meinem Leben geritten, das war auf einem Pony und Don stand die ganze Zeit daneben und hat "Prince of the rodeo" gegrölt.

Don: Seitdem die Vita-Ranch in Höngen steht, hat das echt mehr das Gefühl einer grösseren Familie.

Wie versteht ihr euch mit den anderen Bands auf Vitaminepillen?

Don: Mir fällt jetzt keine Band ein, bei der ich sagen würde, die mag ich nicht.

Honolulu: Mit manchen hat man halt weniger zu tun und mit manchen wiederum mehr.

Ich habe gehört, dass ihr mit euren Labelkollegen TAGTRAUM auf Spanien-Tour geht.

Honolulu: Gehen wir nicht. Mussten wir leider absagen.

Don: Wir haben aber vor es nachzuholen. Unterdessen suche ich in diversen Sexshops nach Handschellen mit Tigerfell. Als wir in Karlsruhe waren habe ich mal in einem Shop nachgefragt, und die meinten, sie hätten nur die normalen und das wäre ja auch ein sehr ausgefallener Wunsch. In Hamburg habe ich die aber im Schaufenster gesehen, verspürte zu der Zeit allerdings nicht diesen Drang sie zu kaufen.