WINE LIPS

Foto© by Alex Carre

Billig und rot - geht in Ordnung!

Angefangen haben WINE LIPS vor Jahren als krachiges Duo in einer Garage in Toronto, Kanada. Sänger und Gitarrist Cam Hilborn und Schlagzeugerin Aurora Evans verwirklichten ihre ganz eigene Vision von Punk, Psychedelic und Garagenrock. Inzwischen sind die Kanadier vom Duo zum Quartett angewachsen und haben ihr Projekt vom Teilzeit-Job zur Vollzeit-Band gemorpht. Mit ihrem dritten Album „Mushroom Death Sex Bummer Party“ (2021) machen die Kanadier in Europa zum ersten Mal auf sich aufmerksam, mit „Super Mega Ultra“ ist nun auf dem ebenfalls kanadischen Label Stomp Records das neue Album erschienen und Cam beantwortete unsere Fragen.

Cam, gib unseren Lesern bitte eine Einführung in die Geschichte eurer Band.

Aurora und ich haben uns auf dem College kennen gelernt. Damals waren wir noch in anderen Bands, WINE LIPS hatten wir eigentlich nur als Nebenprojekt mit unserer Mitbewohnerin gegründet, um ein bisschen live zu spielen und Freibier zu bekommen. Irgendwann merkten wir, dass wir mit WINE LIPS viel mehr Spaß hatten und bei unseren anderen Bands nichts passierte, also haben wir diese aufgegeben und angefangen, Konzerte für WINE LIPS zu buchen. Und hier sind wir nun fast neun Jahre später, was für eine Reise!

Ich liebe kreative Albumtitel. Wie geht ihr vor, um einen zu finden? Habt ihr Listen? Und gibt es eine Geschichte zu „Mushroom Death Sex Bummer Party“ oder „Super Mega Ultra“?
Ja, ich habe auf jeden Fall Listen mit Song- und Albumnamen in meinem Handy, aber das ist zu 90% Müll. Es sind meistens Insiderwitze oder irgendwas Dummes, das jemand auf der Tour oder im Van gesagt hat. Für „Mushroom Death Sex Bummer Party“ haben wir uns in letzter Minute entschieden, weil wir einen Abgabetermin hatten, und im Grunde sind das auch die dominierenden Themen auf dem Album. „Super Mega Ultra“ entstand, als ich mit unserem Tontechniker Simon im Studio war. Jemand hat es gesagt und in dem Kontext klang das lustig, also habe ich es aufgeschrieben. Als wir schließlich das Artwork für das Album bekamen, dachte ich, dieser Titel passt zu dem Cover, also haben wir ihn genommen.

Wenn ich „wine lips“ höre, denke ich an das, was ich im Spiegel sehe, nachdem ich ein bisschen zu viel intensiven Rotwein getrunken habe ... Google zeigt mir Fotos von Lippen mit einer ganzen Menge Lipgloss. Und von deiner Band – ohne Lippenstift.
Es ist genau das, was du dachtest: Zu viel Rotwein macht einen beschissenen roten Mund! Wenn jemand, als ich jünger war, Rotwein zu einer Party mitbrachte, sagte immer irgendwer: „Ich kriege Weinlippen.“ Und dann wurde er besoffen, kotzte alles voll und hatte einen roten Mund. Bei einer unserer ersten Proben holte unser Bassist eine Flasche Wein heraus und sagte: „Heute bekommen ich Weinlippen.“ Und da machte es klick und ich dachte, WINE LIPS könnte ein cooler Bandname sein.

Habt ihr irgendwelche Vorlieben, was Wein angeht?
Wir sind keine wirklichen Weinkenner, aber wir trinken eine ganze Menge davon. Alles, was billig und rot ist, ist für mich in Ordnung!

Was hat es mit dem Schnurrbart auf sich, frage ich mich, wenn ich mir eure Fotos ansehe.
Ja, ich bin mir nicht sicher, haha, ich habe ihn schon so lange, dass er einfach ein Teil meiner Identität geworden ist oder so. Ich weiß nicht, ob die Leute mich wiedererkennen würden, wenn ich ihn abrasieren würde.

Eure Alben haben ein sehr auffälliges Artwork. Kannst du bitte mal den Museumsführer spielen und der Gruppe, die um das Bild herumsteht, erklären, was wir sehen und was der Künstler uns damit sagen möchte?
Das Cover für „MDSBP“ hat Leesa Westwood gestaltet, und ich weiß, dass sie sagte, dass eine Zeile in unserem Song „Suffer the joy“ sie dazu inspiriert hat. Das Thema sind verschiedene Fallen: Zeitfalle, Mausefalle, Venusfliegenfalle, Fingerfalle und Sprengfalle. Bei „Super Mega Ultra“ stammt das Artwork von Jay Hodgson, einem coolen Collage-Künstler aus London, Ontario. Wir haben ihm gesagt, er solle sich einfach austoben, und er hat uns ein paar Ideen geschickt. Ich weiß nicht, ob eine Geschichte dahintersteckt, aber es ist super bizarr und ich liebe es.

Welche Bands und Platten sollte man sich anhören, um eure Einflüsse und Vorbilder zu finden?
Ich bin mit einer Menge Punk- und Rock’n’Roll-Bands aufgewachsen, wie MINOR THREAT, DEAD KENNEDYS, GBH, NOFX, AC/DC, LED ZEPPELIN, THE BEATLES und IRON MAIDEN. Mein Opa hatte eine „Greatest Hits“-CD von Johnny Cash, die ich als Kind sehr mochte. Ich liebe auch die erste Johnny Cash-Platte, die er für Sun Records aufgenommen hat! Aurora und ich finden THE HIVES toll. Und ich habe eine Platte namens „Jazz Ambassadors“, unter anderem mit Buddy Rich und Oscar Peterson. Ich weiß nicht mehr, wo ich sie herhabe, aber die höre ich garantiert einmal die Woche.

Ich war noch nie in Toronto, aber hörte, dass es dort eine gute Musikszene geben soll. Kannst du uns etwas erzählen über die Hotspots der Szene wie Clubs und Plattenläden und dein Netzwerk?
Toronto ist großartig für Musik! Im Baby G und im Garrison kannst du immer coole Bands entdecken. Wir hatten unseren ersten Gig in einer Spelunke namens Bovine Sex Club. Auch in der Monarch Tavern treten viele lokale und tourende Bands auf. Es gibt einen Laden namens Houndstooth, in dem mittwochs Shows auf „Pay what you can“-Basis stattfinden. Das ist ein guter Ort, um was trinken zu gehen, man trifft dort immer eine Menge Musiker und Künstler. Es gibt hier auch einige coole Bands, SHAM FAMILY, HOT GARBAGE, GLOIN, BAD WAITRESS, LITTLE JUNIOR, um nur ein paar zu nennen.

Vor ein paar Wochen konnte ich FUCKED UP in Deutschland sehen. Ihr wärt eine hervorragende Tourbegleitung gewesen, denn ihr erinnert mich manchmal ein bisschen an sie ...
Interessant ... Ich habe zwar schon von ihnen gehört und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sie aus derselben Gegend kommen wie wir, aber ich glaube nicht, dass ich irgendetwas von ihnen kenne. Ich nehme das mal als Kompliment.

Ich habe ich gelesen, dass eure Musik von Netflix lizenziert wurde. Eine ziemlich allgemeine Info. Wo könnte ich eure Musik gehört haben ... und wie ist sie dorthin gekommen?
Sie war schon überall! Wir haben einen Publishing-Deal und bekommen viele Angebote für sowas. Wir hatten einen Song in der Netflix-Serie „Lucifer“, er wurde auch oft im kanadischen und amerikanischen Fernsehen und in der Werbung verwendet. Ein Song von uns ist auch in einem Videospiel namens „Riders Republic“. Ich bin mir nicht sicher, wie das in Europa aussieht, aber aus Großbritannien haben uns Leute geschrieben, dass sie uns schon in der Werbung für Fußball und anderen Fernsehsendungen gehört haben.

Wann findet ihr den Weg nach Deutschland?
Wir werden im August wieder nach Europa kommen und haben auch eine Handvoll Dates in Deutschland.