WIEGEDOOD

Foto© by Rodney Fuchs

Befreiung

Nach der Veröffentlichung der „De Doden Hebben Het Goed“-Trilogie liefern die Belgier WIEGEDOOD ihr erstes Album ab, das von den konzeptionellen Schranken befreit ist und neue Wege einschlägt. Sänger und Gitarrist Levy Seynaeve spricht über „There’s Always Blood At The End Of The Road“ und die Entwicklung der Black-Metal-Szene.

Ich würde nicht sagen, dass es einfacher oder härter war“, sagt Levy. „Wir hatten bei der Trilogie einen klaren Fahrplan, was wir brauchten, um ein Album fertig zu bekommen. Mit dem neuen Album hatten wir ein leeres Blatt Papier und konnten tun, was wir wollten, ob lange oder kurze Songs oder einen anderen Vibe.“ Zusammengefasst beschreibt der Musiker den Prozess des Songwritings als sehr anders und befreiend, getrieben von dem Ehrgeiz, etwas komplett Neues zu beginnen. Das Resultat ist ein Sound, der viel experimenteller klingt als der der vorigen Alben der Band, so Levy. „Das lag auch daran, dass Gilles begonnen hat, mit Synthesizern, Kassettenrecordern und Samples zu experimentieren. Diese Samples hatten wir vorher noch nie in Betracht gezogen und erst jetzt festgestellt, dass es unserer Musik sehr viel gibt. All diese kleinen Pieces, Samples und Experimente verleihen dem Album das avantgardistische Feeling und das filmische Setting, das von Anfang an geplant war.“

Dass sich WIEGEDOOD abheben, hängt mit dem Anspruch zusammen, das Genre weiterzuentwickeln. „Ich denke, dass das eine normale Entwicklung ist“, sagt Levy. „Wir wollen nicht Platten schreiben, die wie DARKTHRONE klingen und das Genre stagnieren lassen. Wir machen etwas, das sich auch von der Tradition des Black Metal löst und ihn voranbringt.“ Dass WIEGEDOOD diesen Weg gewählt haben, wird auch von ihren Fans wertgeschätzt. „Die Menschen ziehen verschiedene Eindrücke aus unserer Musik und sehen, dass wir etwas Progressiveres anstreben. Wir sind keine Prog-Black-Metal-Band, aber möchten uns pushen und andere Aspekte in unseren Sound einbeziehen. Daran, dass wir immer mit Black-Metal-Riffs und Blastbeats anfangen, ändert das nichts, aber es ist schön, darüber hinauszudenken.“

So ist „There’s Always Blood At The End Of The Road“ laut Levy das Resultat eines kollektiven Bestrebens. „Wir haben für uns beschlossen, uns keine Limits zu setzen in dem, was wir ausprobieren können und welche Ansätze wir mit in den Proberaum nehmen.“ Dabei lassen sich die drei Mitglieder inspirieren von Bands wie MESHUGGAH, aber auch Django Reinhardt und SWANS, womit sie einen breiten Musikgeschmack abdeckt. Dass diese Einflüsse im Sound von WIEGEDOOD so stimmig kulminieren, liegt auch am großen Vertrauen innerhalb der Band. „Wir fühlen uns alle sehr wohl und komfortabel dabei, auf die Vorschläge der anderen einzugehen. Wir vertrauen einander, wenn es um neue Ideen geht, weil wir wissen, dass wir es so hinbekommen, dass wir alle drei es am Ende für gut befinden. Dann war es meist eine großartige Idee, egal, ob jemand von außerhalb das Ergebnis dann merkwürdig findet.“

Das Resultat ist ein abwechslungsreiches Album, das zwar einen progressiven Touch besitzt, aber auch eingängige Passagen offenbart. „Der letzte Teil von ‚Nuages‘ ist vielleicht das Merkwürdigste, was wir je gemacht haben. Es muss nicht immer einfach sein, um catchy zu sein. Ich denke, dass es auch darauf ankommt, wie oft man einen Track gehört hat. Es geht darum, Zeit zu investieren, um es zu verstehen, und es war auch eine Absicht, dass die Leute sich diese Zeit nehmen.“