WAU Y LOS ARRRGHS!!!

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Corporate Rock Knockout

Ich gebe zu, mein Geduldsfaden (und wohl auch der einiger netter Menschen im Munster Records-Hauptquartier) war schon bedrohlich gespannt, als Isidro von WAU Y LOS ARRRGHS nach zig gerissenen Deadlines dann doch noch für dieses Interview bereitstand. Aber was tut man nicht alles für eine Horde Chaoten, die mit ihrer Musik letztendlich über alle Zweifel erhaben ist. Auf dem neuen Album „Viven“ stellt die Band aus Valencia ihre Klasse wieder eindrucksvoll unter Beweis – Juanito (Gesang), Satu (Bass), Molongui (Gitarre), Fletan (Schlagzeug) und Isidro (Orgel) liefern einen unglaublichen Stil-Bastard aus farfisagetriebenem Garage und Punk ab, den sie selbst Lamento-Punk getauft haben. Absolut großartig, absolut einzigartig und auch Isidro entpuppte sich als netter und redseliger Gesprächspartner.

Isidro, warum ist eure neue Platte auf Munster Records erschienen und nicht mehr auf Voodoo Rhythm?

Der Beat-Man von Voodoo Rhythm hat einen tollen Job gemacht, vor allem vertriebstechnisch. Abgesehen davon fühlten wir uns aber nie so richtig als Voodoo Rhythm-Band, und als Munster dann mit einem Angebot auf uns zukam, haben wir einfach zugesagt. Ich bin aber immer noch sehr stolz darauf, dass wir die Debütscheibe beim Beat-Man rausgebracht haben.

Wie schon auf dem Debüt sind auch auf der neuen Platte wieder einige Coverversionen zu finden. Seid ihr zu faul, eigene Songs zu schreiben?

Man kann schon sagen, dass wir ein fauler Haufen sind, aber wir hatten immer schon Spaß daran, uns einen tollen Song zu nehmen und ihn mit unserer eigenen Herangehensweise zu spielen. Wir nehmen die spezielle ARRRGHS-Behandlung vor! Jeder Song, den wir spielen, egal ob Cover oder eigenes Stück, hat übrigens unsere eigenen Lyrics. Das ist natürlich auch als eine Art der Verbeugung vor den ganz Großen.

Warum singt ihr eigentlich fast ausschließlich auf Spanisch?

Juanito spricht kein Wort Englisch. Auf unseren ersten beiden Europatouren hatte er nicht mal richtige Texte, da hat er irgendwie so getan, als würde er englisch singen. Eine Zeit lang war das auch ganz witzig, aber er fing dann an, Songs auf Spanisch zu schreiben, und das war großartig. Er hat viel zu erzählen und er ist ein toller Texter.

Worum geht es denn in seinen Texten?

Juanito nennt das Ganze „Lamento-Punk“. Man könnte das als Jammer- oder Klagepunk übersetzen. Ihn inspirieren viele Sixties-Bands aus Lateinamerika und Spanien, die alle auf eine sehr verbitterte Art und Weise über Liebe gesungen haben. Es geht dort immer um Schuld und Leid. Aber gleichzeitig handeln die Lieder auch davon, Spaß zu haben, sich einen Dreck um irgendetwas zu scheren, und von Zerstörung!

Was kann man denn von euren Live-Shows erwarten, da gehen ja schon die wildesten Gerüchte um!

Wir lieben, was wir tun, und gehen deshalb jede Show an, als ob es unsere letzte wäre. Was diese ganzen Gerüchte angeht, so wollten damit wohl ein paar Leute und Konzertpromoter eine Art „Hype“ um uns kreieren. Einige Sachen stimmen womöglich auch, aber im Grunde unterscheiden wir uns nicht großartig von den Leuten, für die wir spielen. Wir stehen nun mal darauf, Party zu machen und Spaß zu haben.

Für ein paar Shows wart ihr vor drei Jahren auch schon in Deutschland, wie hat es euch denn hier gefallen?

Da ist uns allen speziell Kassel in Erinnerung geblieben. Wir waren an einem Off-Day auf dem Weg von Berlin nach Amsterdam und irgendjemand sagte, dass LOS CHICOS aus Madrid in Kassel spielen würden. Wir fuhren hin, um zu feiern, aber da wir ziemlich früh dran waren, sagten wir einfach: „Hallo, wir sind LOS CHICOS!“ Wir haben jede Menge Essen und Bier bekommen, uns in den Betten gewälzt, und als die echte Band dann ankam, war das Gelächter groß. Zum Glück war niemand sauer, wir spielten dann sogar noch auf der Show. Ein unglaublicher Abend, wir lieben die Leute dort!

Und wann kehrt ihr endlich nach Deutschland zurück?

Im Moment haben wir leider kaum Zeit, um bei euch zu touren, denn wir müssen erst mal ein paar Versprechen in Österreich einlösen. Wir touren aber in Deutschland, sobald wir können!

Satu spielt noch bei TAIL, einer großartigen Punkrock-Band. Habt ihr sonst noch Nebenprojekte?

Molongui und Fletan spielen auch bei TAIL. Satus anderes Projekt heißt LAS BRAGAS DE MARILYN, ein Party-Coverband. Fletans andere Bands heißen ESPAÑA und LOS BLUE MARINOS, eine umwerfende Surftruppe. Ich selbst spiele noch bei den VENEREANS und NEGATIVE WAVES und Juanitos Soloding ist die JUANITO ONE MOUTH BAND. Er spielt alten Garage-Punk, Surf- und Boogaloo-Klassiker und eigene Stücke. Den Sound aller Instrumente imitiert er dabei mit seinem Mund, unglaublich! Pete von Slovenly Records hat schon mal eine Aufnahmesession mit ihm gemacht, die auch irgendwann noch veröffentlicht werden soll.