Zehn Jahre nach dem eigentlichen Split haben VOMITORY dieser Tage wieder zusammengefunden und veröffentlichen mit „All Heads Are Gonna Roll“ ihr neuntes Studioalbum – das erste seit 2011. Wir sprechen mit Schlagzeuger Tobias Gustafsson darüber, wie es dazu kam und warum mit den Schweden heute mehr denn je zu rechnen ist.
Ich war ziemlich überrascht, als ich gehört habe, dass ein neues VOMITORY-Album rauskommen wird. In den letzten Jahren hast du immer betont, dass es nur einzelne Shows geben wird, aber keine neue Musik mehr.
Wir hatten ursprünglich den Plan, niemals wieder zusammenzukommen, als wir uns 2013 aufgelöst hatten. Dann haben wir aber eine Show auf dem Summerbreeze 2017 gespielt, dem verstorbenen Michael Trengert zu Ehren. Er war der Manager des Festivals und vorher bei Metal Blade tätigt. Dazu konnten wir nicht nein sagen. Nach diesem Auftritt spürten wir wieder den Drang zusammen zu spielen. 2019 hatten wir also ein paar Live-Shows geplant, um das dreißigjährige Bestehen der Band zu feiern. Das haben wir dann auch getan. Es wurden am Ende wesentlich mehr, als wir anfangs erwartet hatten. 2020 wollten wir dann auf ein paar Festivals spielen, die wir vorher nicht unterbringen konnten. Da schlug natürlich die Pandemie zu und alles wurde verschoben und wieder verschoben. 2021 dachten wir darüber nach, ob wir wirklich, nach drei, vier Jahren, immer noch Konzerte zu unserem dreißigjährigen Bestehen spielen sollen. Wir standen nun vor der Entscheidung, wieder zurück ins Grab zu wandern oder neues Material zu schreiben und zu veröffentlichen. Im August des Jahres schrieben wir also ein paar Lieder, um zu testen, wie sich alles das anfühlt und ob jeder damit zufrieden ist. Wir haben dabei schnell gemerkt, dass wir immer noch wissen, wie man VOMITORY-Songs schreibt.
Sind die Lieder, die ihr damals zuerst geschrieben habt, nun auf dem Album?
Das erste Stück, das damals entstanden ist, war „Dead men stalking“. Erik und ich haben zusammen die Musik und Erik dann den Text alleine geschrieben. Dann habe ich auch noch die Musik für den Titeltrack „All heads are gonna roll“ verfasst. Durch diese beiden Songs kamen wir wieder auf den Geschmack.
Was hat sich über die Jahre verändert, dass es nun wieder klappt und ihr der Angelegenheit noch ein Chance gebt?
Die Jahre, die dazwischen lagen, waren notwendig, damit es nun für jeden in der Band wieder funktioniert. Wir hatten eine Pause von VOMITORY. Erik und ich haben CUT UP gegründet. Peter und Urban haben aber musikalisch gar nichts getan. Sie haben in keiner Band gespielt. Peter jammte zwar ab und an mit Freunden, es war aber nichts Ernstes. Das war für uns alle gut. Über die Zeit haben sich so die Umstände im Leben jedes Einzelnen geändert und jetzt läuft alles wieder ein bisschen besser. Wesentlich besser, haha.
Und VOMITORY sind nun wieder eine aktive Band, ja?
Genau. Der Plan ist, dass das kommende Album nicht ein letztes Hurra ist. Es soll weitergehen. Wir wollen mit dem Album touren und dann wieder neue Musik schreiben.
Wie seid ihr dieses Comeback-Album angegangen? Musstet ihr euch selbst und den Leuten etwas beweisen oder habt ihr euch einfach hingesetzt und ein paar neue VOMITORY-Songs zusammengeklopft?
Ich würde sagen, dass wir ziemlich frei von jedwedem Druck waren, da ja niemand wusste, dass wir neue Musik schreiben. Da wir das ja schon etwas länger machen, sind wir ziemlich selbstbewusst und haben keine Angst, dass etwas nicht gut genug klingt oder den falschen Stil hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass es Druck gab. Man möchte die bestmögliche Musik abliefern, das war vor zwanzig Jahren genauso wie heute. Da macht man sich selbst schon ein bisschen Druck. Der Prozess unterschied sich jetzt auch nicht besonders von früher. Außer dass Erik und ich dieses Mal etwas enger zusammengearbeitet haben. Zu Zeiten von „Revelation Nausea“ schrieben wir schon Songs zusammen, dann haben wir das jahrelang nicht getan. Wir haben uns dieses Mal wesentlich mehr Input gegeben. Das trug seine Früchte. Unser Ziel für dieses Album war es außerdem, stärkere Refrains zu haben. Wir haben in allen Liedern Refrains, aber dieses Mal wollten wir sie noch ein Stück herausheben und vielleicht noch etwas greifbarer machen. Das hat ganz gut geklappt und ich denke, dass hat viel mit Eriks Phrasierung zu tun und damit, wie er die Texte geschrieben hat.
Das kann ich absolut nachvollziehen. Es gibt einige Lieder, die sich sofort im Ohr festsetzen. Ich finde aber auch, dass die Riffs und die Strukturen wesentlich zugänglicher sind als noch auf euren letzten Alben. Es erinnert mich stark an eure mittlere Phase zwischen 2000 und 2005.
Das ist großartig. Als ich die Riffs geschrieben habe, wollte ich die Dinge nicht zu kompliziert zu machen. Ich bin zwar der Schlagzeuger, aber spiele auch Gitarre. Da habe ich meine Fähigkeiten über die Zeit weiterentwickelt. Manchmal macht man dadurch Sachen komplizierter, als sie tatsächlich sein müssen. Ich habe wirklich versucht, meine Lieder im Stil unserer mittleren Phase zu schreiben. Deshalb freut es mich, dass du diese Einschätzung teilst.
Nun hast du schon darüber gesprochen, dass ihr versucht habt, die Refrains einfacher zu gestalten. Wie schwierig ist so was?
Nun, wenn wir schreiben, machen wir Demos. Wir programmieren das Schlagzeug und haben Gitarre, Bass und bei den meisten Liedern auch schon den Gesang. Ich schreibe normalerweise einen Song von Anfang bis Ende und spiele ihn dann den Jungs vor. Wenn sie ihn mögen, dann setzt sich Erik an den Text und wir unterhalten uns darüber, wo welcher Gesang hin soll. Dann stellt er uns seinen Entwurf vor. Wenn es irgendwas gibt, das einem nicht gefällt, sind wir alle offen dafür, etwas zu verändern. Wir schauen dann, ob sich das Lied dadurch zum Besseren ändert oder so bestehen bleiben sollte, wie es ist. Anderen spielen wir unsere Musik in diesem Stadium eigentlich nicht vor. Wie ich schon vorhin gesagt habe, machen wir das nicht erst seit gestern. Wir wissen ziemlich genau, ob ein Lied oder Refrain nun gut ist oder nicht, haha!
Wie würdest du aktuell die Motivation, das Gefühl innerhalb der Band beschreiben?
Wir haben wir einen neuen Hunger entwickelt. Dieses Mal möchten wir alles größer und besser machen, zielen auf eine höhere Etage ab als noch vor dem Split. Wir sind keine Fulltime-Band und waren das auch nie. Das war nie unser Ziel. Trotzdem wollen wir einige Dinge professioneller angehen. Das sieht oder fühlt das Publikum wahrscheinlich nicht, außer vielleicht in Form eines größeren Backdrops. Es geht mehr um unseren Umgang mit der Sache.
Ein gutes Ziel, würde ich sagen. Millionär wird man als Musiker mit Death Metal heutzutage wahrscheinlich nicht mehr. Was ist mit CUT UP? Liegt die Band auf Eis oder ist sie aufgelöst?
Ich würde sagen, sie liegt auf Eis. Momentan besteht die Band auch nur aus Erik und mir. Es würde auch keinen Sinn ergeben, da wir mit VOMITORY nun schon seit einiger Zeit ordentlich ausgelastet sind. Aktuell passiert hier also nichts.
Also stellen wir uns auch hier auf eine Reunion zum dreißigjährigen Jubiläum und dann ein Album ein?
Das wäre 2044. Da wäre ich siebzig, haha!
Eine nicht ganz so ernst gemeinte Frage noch zum Schluss: Warum müssen alle Köpfe rollen? Hätten es ein paar ausgewählte nicht auch getan?
Nein, weil JUDAS PRIEST schon gesagt haben, dass manche Köpfe rollen müssen. Das fanden wir ein bisschen cheesy. Unserer Meinung nach ist es cooler, wenn wir alle rollen lassen, haha! Es ist einfach ein guter Titel, den ich schon ein paar Jahre mit mir herumgetragen haben. Er fasst außerdem ganz gut unser aktuelles Mindset zusammen. Wir wollen rausgehen, Shows spielen und zeigen was wir zu bieten haben. All heads are gonna fuckin’ roll this time!
© by Fuze - Ausgabe #100 Juni/Juli 2023 und Manuel Stein
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