Ich war ja bis zuletzt unschlüssig, ob ich wirklich ein Interview mit Duane Peters, dem Sänger der US BOMBS, machen sollte, doch nachdem ich gesehen hatte, wie der Kerl sich auf der Bühne abrackert, sich auf den Boden wirft, am Mikroständer hängt, halbnackt irre Grimassen zieht und Schmerz, Wut und Aggression verdammt beeindruckend rüberbringt, war ich vollends überzeugt: Nach dem Auftritt in der Essener Zeche Carl, den die US BOMBS mit BOMBSHELL ROCKS, OXYMORON und DROPKICK MURPHYS bestritten, zogen Tom und ich uns mit Duane Peters und Basser Wade Walston in den Backstagebereich zurück, um die ´77-Punkrocker aus Los Angeles dem Q&A-Spiel zu unterziehen. Tom und ich tranken Bier, Mr. Peters Cola(!). Prost!
Jungs, das war ´ne coole Show eben, auch wenn ich mir gewünscht hätte, euch in einem kleineren Laden zu sehen
Duane: Ja, mir sind kleine Clubs auch lieber, auf so einer grossen Bühne fühle ich mich immer etwas unwohl, und der Sound war anfangs auch nicht so toll. Dazu kommt die ungewohnte Situation, in einem fremden Land zu sein, da fühlen wir uns noch etwas unwohl. Aber hey, jetzt sind wir endlich hier, nachdem unser Label uns zweimal wieder zurückgepfiffen hat. Wir sollten zweimal mit AGNOSTIC FRONT auf Tour gehen, aber man hielt uns für zu unberechenbar... Naja, jetzt sind wir endlich hier, auch wenn noch so manches schiefgeht: bis heute sind unsere T-Shirts nicht eingetroffen und uns fehlt natürlich das Geld aus dem Merchandise-Verkauf. Ausserdem konnte Chuck nicht mit nach Europa kommen, denn wir waren zuvor neun Monate in den USA unterwegs und er hatte Probleme mit dem Tourstress. Für ihn ist jetzt Johnny Two Bags dabei, der ja unter anderem auch schon bei D.I. und YOUTH BRIGADE gespielt hat.
Neun Monate auf Tour - wie hattet ihr da Zeit, das neue Album einzuspielen, das dieser Tage erschienen ist?
Duane: Frag mich nicht, irgendwie ging´s. Wir kamen nach L.A. zurück, gingen ins Studio und spielten die Songs ein. In einem Monat haben wir 30 Songs geschrieben! 18 oder 19 kommen auf das Album, die anderen werden wir für Singles und Compilations verwenden. Das zumindest hat geklappt - aber obwohl wir jetzt auch einen Manager haben, der uns etwas Arbeit abnimmt und sich um Sachen kümmert, stehen wir ohne T-Shirts da, das kotzt mich an. Aber was soll´s - wenn ich sehe, was heute da draussen für heisse Chicks rumlaufen, vergesse ich den Ärger ganz schnell, hehe. Ehrlich, ich habe schon lange bei einem Konzert nicht mehr so viele gutaussehende Frauen gesehen wie heute abend.
Wie? Ich denke, ihr kommt aus L.A., man kennt doch aus dem Fernsehen und aus Filmen, was da für Frauen rumlaufen...
Duane: Denkste! Wir kommen aus einer der weniger guten Ecken von L.A., und da kommen auf eine Frau fünf Typen - und wenn du eine ansprichst, gibt´s fast immer Ärger mit ´nem anderen Typen.
Zurück zu eurem Tourproblem: Schon vor zwei, drei Jahren waren alle Leute heiss drauf, euch mal hier spielen zu sehen.
Wade: Wir wären ja auch gerne gekommen, aber wir hatten kein Label hinter uns, das uns unterstützt hätte. Und alleine wären wir nicht in der Lage gewesen, das alles organisiert und bezahlt zu bekommen.
Duane: Wir wären gerne mit den STITCHES letzten Herbst rübergekommen, aber da wurde dann auch nichts draus.
Ich habe die Tour mit denen gemacht, und was ich bisher von euch mitbekommen habe, so seid ihr auf jeden Fall wesentlich professioneller als die...
Wade: Naja, viel Professionalität besitzen wir auch nicht, aber wir tun unser bestes, und dafür muss man sich nicht mal besonders anstellen.
Duane: Wir versuchen auf die Bühne zu kommen, unser Set zu spielen, es zurück in den Backstageraum zu schaffen und in der Zeit zwischen den Shows irgendwie zu überleben.
Es soll ja Bands geben, die vor dem Set so besoffen sind, dass sie es kaum noch auf die Bühne schaffen...
Duane: Das hatten wir alles schon, und das war wohl auch ein Grund, weshalb man uns nicht in Europa auf Tour gehen lassen wollte. Aber fuck, seit wann ist Punkrock denn vorhersehbar? Wenn es vorhersehbar und sicher sein soll, warum heisst es dann Punkrock? Dann ist das nicht mehr als ein Etikett ohne jede Bedeutung. Nein, Punkrock hat für mich was mit Individualität zu tun, mit einem gewissen Stil und damit, das zu tun, was du willst, dich einzubringen.
Nichts gegen Epitaph bzw. Hellcat, aber es scheint vielleicht doch so zu sein, dass ein Label dieser Grösse Bands braucht, bei denen sie vor Überraschungen sicher sind, die in gewisser Hinsicht "vorhersehbar" und sicher sind - was nicht unbedingt "punk" in der Weise ist, wie du und ich das vielleicht sehen.
Duane: Klar, das ist mir jetzt auch klar, nur haben wir das vorher überhaupt nicht bedacht. Das macht absolut Sinn, auch wenn mich das irgendwie ankotzt.
Ist dieses chaotische Element, diese Unvorhersehbarkeit denn ein prägender Bestandteil dessen, was die US BOMBS ausmacht?
Duane: Ja. Bei uns ist jedes Konzert anders, ich kann mich nicht an zwei exakt gleiche Konzerte erinnern. Bei anderen Bands ist das anders: wir haben schon mit so vielen Bands getourt, die jeden Abend die exakt gleiche Show abziehen: die gleiche Reihenfolge der Songs, die gleichen Ansagen, die gleichen Witze. Das ist sowas von langweilig, fuck that! Das ist doch wie ein ganz normaler Job - und wieso sollten wir die Band zu einem normalen Job machen, wenn wir doch bisher alles daran gesetzt haben, normale Jobs zu vermeiden.
Wade: Für uns war es schon ein richtiger "Fortschritt", eine Setlist zu verwenden - wir machen das erst seit kurzer Zeit.
Duane: Aber meistens rufen wir uns nur zu, was wir als nächstes spielen.
Wade: Wir bewegen uns gewissermassen mit Babyschritten auf die Professionalität zu, haha.
In welchen Bands habt ihr vorher gespielt?
Wade: Ich war mal bei D.I., von ´83 bis ´84. Kerry war seinerzeit bei SHATTERED FAITH, Duane war schon in mehreren Bands, unter anderem in POLITICAL CRAP.
Ihr habt eben erzählt, dass ihr neun Monate zusammen auf Tour wart. Hat euch das als Band weitergebracht?
Duane: Puh, kann man wohl sagen! Wir haben echt so einiges durchgemacht. Ich war die meiste Zeit ein völliges Wrack und die anderen mussten für mich Babysitter spielen: ich habe ständig auf die Fresse bekommen, war besoffen, musste mich im Nirgendwo, irgendwo im "Bible Belt", mit Scheiss-Christen streiten, um einen verdammten Drink zu bekommen. Die wissen dort nicht mal, was eine Bar ist. Jedenfalls war ich, ehe ich mich versah, in eine Prügelei mit denen verwickelt, ich allein gegen zehn von denen - die anderen mussten mich dann rauskloppen... Oder sie fanden mich bewusstlos gesoffen kopfüber im Schnee steckend und mussten mich ins Auto schleppen und dort aufwärmen. Oder ich war so besoffen, dass ich mir in die Hosen machte - naja, die Liste solcher Stories geht endlos weiter. Die Jungs waren also echt meine Babysitter, es war hart für sie und hart für mich: ich wachte beinahe jeden Morgen irgendwo auf und konnte mich nicht erinnern, wie ich dort hingekommen bin. Oh, ich hasste sie, ich hasste meine Band! Aber dann, im Laufe der Zeit, haben wir uns zu einer Einheit entwickelt, zu einer Familie, und wir haben gelernt, über Dinge zu reden, ohne uns gleich übelst zu streiten. Wir sind jetzt wie Brüder, auch wenn ich früher niemals gedacht hätte, sowas jemals auszusprechen.
Naja, es ist ja vielleicht auch wirklich produktiver, seine Energie auf die Band zu verwenden als auf Streit mit den anderen.
Wade: Ach, so ist das nun auch nicht, wir streiten uns nach wie vor. Aber wir kloppen uns nicht mehr, das ist schon mal gut.
Duane: Oh ja, das ist gut!
Wie, ihr habt euch richtig geprügelt?
Duane: Oh ja! Wir haben das sogar auf Video.
Wade: Wir haben sogar Boxhandschuhe mit auf Tour genommen...
Duane: Wir sind dann rechts rangefahren und haben uns erstmal gegenseitig die Fresse poliert. Und einige Male ist im Van eine Scheibe zu Bruch gegangen, weil mein Kopf mal wieder voll reingedonnert ist.
Duane, du hast eben auf der Bühne keinen Alkohol getrunken und trinkst auch jetzt keinen.
Duane: Das ist bei mir ein ständiges Auf und Ab: mal habe ich es unter Kontrolle, dann wieder nicht. Ich habe schon mein ganzes Leben ein Alkoholproblem. Ich komme aus einer Alkoholikerfamilie, hing in den Achtzigern an der Nadel, und heute ist es so, dass mir manchmal nicht nach Trinken ist, dann trinke ich nicht, und an anderen Tagen greife ich mir eben eine Flasche und trinke. In letzter Zeit habe ich relativ wenig getrunken, weil wir zum einen das Album eingespielt haben, da musste ich voll da sein, zum anderen, weil ich ziemlich viel geskatet bin und weil ich für mein Leben gern skate. Meistens skate ich morgens, das ist ziemlich cool, um seine Aggressionen rauszulassen. Und es gibt Tage, da fresse ich soviel in mich rein, da muss ich einfach zur Flasche greifen, um nicht zu explodieren. Ich weiss nicht, ob ich ein Trinker bin oder nicht - mal trinke ich, mal nicht.
Du hast gerade das Skaten erwähnt: du warst ja mal Profi-Skater.
Duane: Das war Anfang der Achtziger. Ich war damals tatsächlich Profi-Skater, gewann einige Contests und meine Skateboards verkauften sich ziemlich gut. Auch heute skate ich noch und werde dafür bezahlt - ich bin meines Wissens sogar der älteste Profiskater, den es derzeit gibt.
Angesichts des Tattoos, das deinen Bauch ziert, würde ich tippen, dass es sich bei der Firma, mit der du zusammenarbeitest, um Beer City aus Minneapolis handelt, die ja sowohl Skateboard- wie Plattenlabel sind.
Duane: Ja, richtig. Die stehen voll hinter mir und ich werde skaten, solange es geht. Und hey, ehrlich, ich bin heute immer noch gut, ich bin nicht so ein alter Sack, der nur noch ein bisschen rumkurvt: I´m still ripping! Und ich habe auch eine ganze Menge eigener Tricks auf Lager, ich hänge mich nicht an die gegenwärtigen Trends der Kids ran. Skaten, das ist für mich eine Möglichkeit, meine Aggressionen rauszulassen, und vielleicht hat mich das ja davor bewahrt, im Knast zu landen.
Wie stehst du denn zur heutigen Skateszene? Mit Punkrock hat die ja nicht mehr viel zu tun, in Deutschland noch viel weniger als in den USA.
Duane: Au Mann, frag mich nicht - es erstaunt mich auch immer wieder, was aus der Skateszene geworden ist. Die meisten dieser Kids sind fucking lame, ich kann mich mit denen nicht mal unterhalten. Aber andererseits gibt es in den USA derzeit auch einen leichten Trend zurück zu den Wurzeln, die Boards werden wieder breiter, das Pool-Riding erfreut sich wieder grösserer Beliebtheit, man hört wieder mehr Punkrock und weniger Rap. Aber bitte, das ist deren Sache, für mich hilft es, die Deppen von den Leuten mit Peilung zu unterscheiden. Sowieso sind Pool-Rider für mich die Skate-Pioniere schlechthin: wir haben die ganzen Tricks erfunden, wir waren School-Dropouts und wollten mit den ganzen Jocks nichts zu tun haben. Punkrock und Skateboarding, das passte damals perfekt zusammen, das war eine ideale Kombination: man kann zu nichts besser skaten als zu THE CLASH, THE BUSINESS oder den BUZZCOCKS, diese ganzen alten Bands halt. Zu Musik mit so aggressiven Gitarren geht das einfach am besten. Und was soll ich über das Outfit sagen? Die heutigen Skater haben fast alle keinen Stil mehr, mit diesen Sack-Klamotten. Aber was soll ich machen? Ich bin froh, dass ich damals dabei war, als man noch neue Tricks erfinden, innovativ sein konnte.
Kennen dich die Kids heute noch, hast du noch einen Namen?
Duane: Ich hab´ keine Ahnung, und es ist mir eigentlich auch egal.
Wade: Jedenfalls kaufen sie noch seine Boards.
Du hast gerade englische Bands wie THE CLASH, BUZZCOCKS oder THE BUSINESS erwähnt - ist das deine Musik?
Duane: Oh ja, die ganzen alten englischen Bands, aber auch der frühe New York-Punkrock und ein paar der frühen LA-Bands wie die WEIRDOS, die ZEROS und so. Aber am liebsten sind mir schon alte Sachen wie THE LURKERS, STIFF LITTLE FINGERS, THE RUTS und so weiter.
Die SEX PISTOLS nicht zu vergessen...
Duane: Klar, und auch SHAM 69.
Derzeit scheint sich alter englischer Punkrock in den USA ja wieder grosser Beliebtheit zu erfreuen, man denke neben euch nur an die STITCHES, die GENERATORS, THE FORGOTTEN, das ganze Programm von TKO Records.
Duane: Kann schon sein, aber mir scheint, viele dieser neuen Bands wissen gar nicht, was sie da tun. Ich bin damals aus Orange County weggezogen, bei den EXPLODING FUCK DOLLS eingestiegen und wir spielten ´77er Punkrock, als der Rest der Welt nur Grunge hören wollte. Ich lebte damals zeitweise auf der Strasse, und die ganzen Szeneleute machten auf Grunge, trugen diese ganzen Grungeklamotten - ich konnte das nicht verstehen. Wir waren damals mal Vorgruppe der UK SUBS und es schockierte mich, Charlie Harper in Grunge-Shorts zu sehen und mit langen Haaren - das war krank, es machte mich krank. Und du konntest damals nicht einen einzigen vernünftigen Punk-Drummer finden, das war verrückt. Seit damals kenne ich auch Mike von den STITCHES, er war der grösste Fan der FUCK DOLLS, und ein Jahr, nachdem er die STITCHES gegründet hatte, lösten sich die FUCK DOLLS auf und wir gründeten die US BOMBS. Das war vor fünf Jahren, um genau zu sein ungefähr Weihnachten ´93.
Habt ihr eine Erklärung dafür, warum aus England derzeit keine brauchbaren ´77er-Punkbands kommen?
Duane: Tja, das ist ´ne gute Frage. Ich weiss auch nicht. Hören die echt nur noch Techno?
Duane, du machst auch ein Plattenlabel namens Disaster Records.
Duane: Ja, ich habe eine Compilation rausgebracht, die sich ziemlich gut verkauft hat. Ich habe 5.000 Stück gepresst, und die gingen weg wie nichts. Jetzt bin ich auf Tour und kann mich nicht um die Nachpressung kümmern. Anfangs hat sich dann meine Freundin drum gekümmert, aber die Vertriebe versuchten ständig, sie zu bescheissen, also mach ich wieder alles selbst. Nach der Tour werde ich mich da endlich wieder drum kümmern können - und sie macht einen Computerlehrgang: wir haben so ein Teil zuhause stehen, aber weder sie noch ich konnten bislang damit umgehen, ich wusste nur, wie ich die Spiele zum Laufen bekomme.
Was sonst ist auf Disaster erschienen?
Duane: Ich werde als nächstes unsere erste Platte wiederveröffentlichen, endlich auch auf Vinyl und mit neuem Artwork. Es wird dieses Jahr eine Menge passieren für die US BOMBS: erst das neue Album, dann eine ganze Reihe von Singles, Ende des Jahres wohl ein Live-Album und Anfang nächsten Jahres schon das nächste Album - wir waren so lange auf Tour, dass wir einiges nachzuholen haben. Ach ja, Ende nächsten Jahres wollen wir dann auch noch ein Cover-Album machen, eine Scheibe mit Coverversionen unserer Lieblings-Punksongs.
Zu was ganz anderem: Johnny von den STITCHES hat erzählt, du seist schon mehrfach wiederbelebt worden. Stimmt das?
Duane: Äh, ja, ich glaube schon. Mehrmals, auch wenn ich mich hinterher immer fragte, warum sie das gemacht haben. Ich habe es ja jahrelang darauf angelegt so schnell wie möglich draufzugehen, und der erste Song, den ich je geschrieben habe, hatte den Titel "I don´t wanna be 30, 30´s fucking dead".
Und wie alt bist du jetzt?
Duane: 37. Ich wollte nie erwachsen werden, Erwachsene haben mich angeekelt. Und dann wurde ich 31 und stellte fest, dass sich gar nichts geändert hat für mich und dass ich mich all die Jahre umsonst verrückt gemacht hatte. Ich fing dann endlich an, mich um ein paar Sachen zu kümmern. Ich bin heute nicht mehr ganz so selbstzerstörerisch drauf wie früher, aber shit happens. Jedenfalls versuche ich heute nicht mehr permanent mich umzubringen. Ich habe früher echt so Sachen gebracht, dass ich meinen Oberkörper aus dem Autofenster rausgestreckt habe und auf einen entgegenkommenden Truck wartete, der meinen Kopf zermatscht - lauter so dramatische Scheisse habe ich gebracht.
Wie gefällt´s euch in Deutschland?
Wade: Mir gefällt´s hier.
Duane: Meine grösste Sorge war, dass wir hier nichts Vernünftiges zu essen bekommen würden, aber das war dämlich: wir haben bisher überall exzellentes Essen bekommen. Ich bin ein Mexican Food-Junkie und kam echt ins Schwitzen, als man mir sagte, hier gibt es kaum Mexican Food, und so habe ich mir vor der Abreise nochmal den Wanst vollgefressen. Aber scheiss auf Mexican Food, was wir hier bekommen haben, ist noch viel besser.
Wade: Mir gefällt an Deutschland, dass es hier nicht für jeden Scheiss ein Gesetz gibt. Amerika wird ja immer als "Land of the Free" bezeichnet, aber das ist es nicht, es ist ein sehr repressives Land mit einer beschissenen Regierung.
Duane: Letzte Nacht bekamen wir mit, wie die Bullen einen Typen angehalten haben, der wohl was getrunken hatte. Der Bulle fragte, wo er hinfahre, der Typ sagte, er sei gleich zuhause, und da hat der Bulle ihn fahren lassen. Fuck! In Kalifornien gehst du dafür schon in den Knast. Wenn ich von der Tour zurückkomme, muss ich am Ende für ein paar Tage in den Knast. Warum? Ich war einen Block von zuhause entfernt, als mir einfiel, dass ich etwas vergessen hatte. Also machte ich einen U-Turn, und als ich in meine Einfahrt einbog, klickten schon die Handschellen. Ich hatte wohl auch was getrunken, jedenfalls soll ich jetzt 3.000 Dollar Strafe zahlen, muss irgendwelche Drogenprogramme absolvieren und muss am Ende auch noch in den Knast - was´n Scheiss!
Wade: Kalifornien ist mehr oder weniger ein Polizeistaat - alles ist verboten. Du findest mittlerweile keine Bar mehr, in der du noch rauchen darfst, das ist krank.
Duane: Es gibt zwar noch kleine Bars, in denen du rauchen kannst, aber wenn die Bullen reinkommen, zahlst du 100 Dollar Strafe und auch die Bar. Die Anti-Raucher-Gesetze in den USA sind aber von Staat zu Staat verschieden, in Ohio etwa gibt´s da kaum Einschränkungen. Die neueste Idee ist jetzt, dass sie dir sogar verbieten wollen, in deinem eigenen Auto zu rauchen - und in der Öffentlichkeit.
Wade: Immerhin ist das Wetter noch gut in Kalifornien, haha.
Duane: Jeder Politiker, der auf Landes- oder Stadtebene neu an die Macht kommt, versucht sich durch noch schärfere Gesetze zu profilieren - ich weiss echt nicht, wo das enden soll.
Wade: In Disneyland: Anaheim bei Los Angeles, da, wo Disneyland liegt, ist mittlerweile selbst schon ein Disneyland. Der Stadtrat ist praktisch in der Hand von Disney, die machen da, was sie wollen, es ist echt unglaublich.
Duane: In den ganzen sauberen Vororten von L.A. ist jeder verdächtig, der nicht in die Norm passt: wenn da jemand mit einem Rucksack rumläuft oder mit einem Auto fährt, das älter ist als zehn Jahre, macht er sich schon verdächtig und wird garantiert von der Polizei kontrolliert - und du kannst darauf wetten, dass die was finden.
Wie steht ihr zur Waffenkontrolle?
Duane: Ich weiss nicht so recht. In Texas kommen die damit ganz gut klar, aber in L.A., wo wir herkommen, bringen sich die ganzen kleinen Gang-Banger ständig gegenseitig um. Und der neueste Trend ist, Siebenjährige für einen Mord anzuheuern, weil die nicht bestraft werden können. Ich bin gerade erst aus Long Beach weggezogen, aus der Gegend, wo auch Snoop Doggy Dog wohnt, und es war da echt nicht mehr auszuhalten: es wurde einfach zu dreckig und gewalttätig. Frag nicht, wie oft ich schon von den Mexikanern zusammengeschlagen worden bin, weil ich in der falschen Gegend war. Wenn du alleine zur falschen Zeit am falschen Ort bist, hast du definitiv ein Problem.
Tom van Laak & Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #35 II 1999 und
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