In den frühen Neunzigern schufen sie gemeinsam mit anderen Bands den Mythos „Hardcorehausen“. Danach war es lange ruhig um die Hannoveraner. Nun steht eine neue Platte in den Startlöchern. Gitarrist Stephan Alraun steht uns Rede und Antwort.
Eure letzten Full-Length-Veröffentlichungen liegen nun schon einige Zeit zurück. Wann genau hat sich bei euch der Gedanke manifestiert, ein neues Album anzugehen?
Die Frage hat sich Anfang 2023 automatisch gestellt, als wir genug Songs dafür hatten. Klar kann man lauter Singles über Plattformen veröffentlichen, aber ein Album ist noch mal etwas anderes. Es ist einfach das Größte, echtes Vinyl mit der eigenen Musik aus dem selbstgestalteten Cover beziehungsweise Inlay zu ziehen. Wer unsere Musik kennt, weiß, dass wir nicht gerade Mainstream sind und sich Vinyl wahrscheinlich für uns nicht rentiert. Aber das ist es wert.
Hattet ihr zu Beginn konkrete Erwartungen und Visionen für das Album? Und konntet ihr diese am Ende realisieren?
Vom Prinzip her finden sich unsere „Erwartungen und Visionen“ in jedem einzelnen Song wieder. Die Musik muss grooven, wir wollen Dynamik und wir wollen Inhalte, also Texte mit gesellschaftlichen oder persönlichen Bezügen. Für das Album hatten wir die Vision, dass die Songs so rough und kraftvoll klingen sollen wie im Proberaum. Daher haben wir sie auch dort aufgenommen. Wir sind mit dem Ergebnis sehr, sehr happy.
Was war die größte Herausforderung im Verlauf des Aufnahmeprozesses?
Herausforderungen bei den Aufnahmen gab es durch die schier unendlichen Möglichkeiten, die ja inzwischen fast jeder zu Hause hat. Wir haben zwar die Songs live eingespielt, aber die Soli, Gesang, Backing Vocals, Gitarren-Dopplungen, Samples und so weiter wurden zu Hause oder später im Übungsraum ergänzt. Da kann man sich schon gut verfranzen, wenn man zig Versionen hat plus die unendlichen Soundmöglichkeiten. Das war bei den Platten davor noch anders.
Hinter euch liegt eine recht lange Auszeit. Wie aktiv oder inaktiv waren URGE eigentlich in den vergangenen zwanzig Jahren?
Irgendwann nach der Tour mit FUGAZI war die Luft raus. Wir hatten etliche Touren und Konzertwochenenden hinter uns und eine Pause hatten wir uns nicht richtig gegönnt. Das war alles zu viel, so dass es konkret mit URGE erst mal nicht weiterging. Fast alle von uns haben danach aber unterschiedlichste andere Musikprojekte gehabt. So ab 2002 gab es jedoch immer mal wieder die Gelegenheit, in der jetzigen Konstellation Musik zu machen und aufzutreten. Richtig los ging es mit URGE wieder 2019 durch einen Auftritt in der Glocksee in Hannover. Danach haben wir uns wieder regelmäßig getroffen und 2020 mit „Noiseversity“ angefangen, ohne konkret das Ergebnis zu erahnen. Im Endeffekt war die Zeit einfach reif.
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