TSUNAMI BOMB

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The Invasion Has Already Begun

Am Anfang war der Name. Ein Name, der das ausdrücken sollte, was hinter der zukünftigen Band stehen würde. Nachdem man einen Namen hatte, machte man sich auf, eine Band zusammenzustellen, die diesem auch gerecht werden würde. Es brauchte ein paar anfängliche Versuche, bis sich 1998 fünf Mitglieder im verschlafenen Petaluma, Kalifornien gefunden hatten, die sich aufmachten den Grenzen ihres Heimatstädtchens zu entkommen. Diese Flucht ist ihnen im September 2002, nach vier Jahren voller Arbeit und weiterer Veränderungen innerhalb der Band, endgültig gelungen. Das ist die Geschichte von TSUNAMI BOMB.

Kennen gelernt habe ich die Band Anfang 2000, eigentlich durch einen Zufall, oder vielleicht auch durch eine Fügung des Schicksals. Das junge Quintett hatte kurz zuvor seine zweite 7„ auf Checkmate Records veröffentlicht, dem ebenso jungen Label des AFI-Bassisten. Durch eine weitere Verkettung verschiedener Ereignisse stand ich bald im Kontakt mit dem Bassisten Dominic Davi, mit dem ich Anfang Oktober ein Gespräch geführt habe, das die Grundlage dieser Story bildet. Dominic ist auch derjenige, der die Idee mit dem Namen hatte. Zu der Zeit, als er sich gerade Gedanken über eine mögliche neue Band machte, faszinierten ihn japanische Comics und die asiatische Kultur.

So kam er schon bald auf die Idee mit TSUNAMI BOMB, und der Name gefiel ihm, denn er drückte die Kraft aus, die hinter der Band stehen sollte. Nach der Bedeutung gefragt, antwortet er immer, dass der Name keine Bedeutung hat, er steht einfach für die Band, er wurde für sie geschaffen. Joachim meinte in seiner Kritik zum neuen Album, die Frage nach dem Namen wäre die erste, die er stellen würde. Nun, da ich mit dem Hintergrund etwas vertraut bin, interessierte mich mehr wie die Reaktion der meisten Menschen auf den Namen ist, und ob es irgendwann langweilig wird, in jedem Interview auf den Namen angesprochen zu werden. „Der Name macht die Leute aufmerksam auf uns„, meint Dominic. „Wir wurden schon einige Male gefragt, ob wir ein Techno-Projekt wären. Ernsthaft! Denn das vermuten einige, wenn sie den Namen TSUNAMI BOMB hören. Viele hören oder lesen den Namen und wissen nicht so genau, wie sie ihn einordnen sollen. Also hören sie sich was von uns an, und einigen gefällt, was sie hören und sie werden zu Fans. Es sind schon öfter Kids zu uns gekommen und haben uns gesagt, dass sie erst mal der Name interessiert hatte, und dass sie eine ganz andere Vorstellung von der Musik hatten, aber als sie uns dann gehört haben, waren sie begeistert. Viele Leute fragen uns auch direkt nach dem Namen, aber das wird nicht langweilig. Der Name passt einfach zu uns, und er hat schon so manchen auf uns aufmerksam gemacht. Also funktioniert das mit dem Namen und wir sind glücklich darüber.„

Ein Bandname ist eine Sache, die Musik, die dahintersteht, bekanntlich das Wichtigste. Die bisherigen Veröffentlichungen der Nordkalifornier sehen folgendermaßen aus: Ende ’99 erschien ihre zweite 7„ „Mayhem On The High Seas„, deren Cover (eine Piratenbraut von Alan Forbes) mit dazu beitrug, dass die Band von nun an als „Pirate Punk„ bezeichnet wurde. Dafür war aber auch der Sound verantwortlich, der nicht der Masse vieler anderer Bands entsprach, sondern durch die Keyboards von der ersten Veröffentlichung an herausstach. Die ersten Aufnahmen, die es dann im CD-Format gab, war die im Oktober 2000 erschienene EP „The Invasion From Within„, die zum ersten Mal für große Wellen des Interesses sorgte. Veröffentlicht wurde sie auf dem kleinen kalifornischen Label Tomato Head Records, aber die Band hat so gut wie im Alleingang bislang über 10.000 Exemplare abgesetzt. Das Ergebnis der letzten zwei Jahre Arbeit ist das Debütalbum, das Anfang September auf Kung Fu Records erschienen ist.

Der Titel ist Programm. „The Ultimate Escape„ schafft es, gleich mehrere Grenzen zu überwinden, und ist eine gelungene Flucht, eine Flucht nach vorn. TSUNAMI BOMB haben sich die letzten zwei Jahre zu einer wahren Tourband entwickelt und weit über die Hälfte jedes Jahres unterwegs verbracht. Waren es am Anfang noch kleine Clubs, die oftmals nur halbvoll waren, so füllen sie jetzt vor allem in Kalifornien Tausender-Clubs. Die EP von 2000 und die enorme Livepräsenz und -qualität führten dann dazu, dass die Band dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge eingeladen wurde, bei mehreren Warped-Tour-Shows mitzuspielen. „Das Touren macht uns allen sehr viel Spaß„, erzählt Dominic. „Es ist so cool unterwegs zu sein und jeden Abend irgendwo vor Leuten zu stehen, die unsere Songs kennen und mitsingen. Live sieht man die Energie, die hinter dieser Band steckt.„

Das neue Album ist gerade ein paar Tage alt, und schon befinden sich TSUNAMI BOMB wieder mal auf Tour (auch dieses Interview findet unterwegs statt). Im Grunde hat sie im Juni angefangen und wird bis Dezember dauern, dann sogar als Support der VANDALS auf deren UK-Tour. Es ist so, dass die Band eigentlich nur für drei Wochen heimgekehrt ist, um zwei Release-Shows zu spielen und danach gleich wieder im Van war. Aber die Release-Shows hatten es in sich. Die erste fand am Freitag, dem 13. September in Petaluma im ausverkauften Phoenix-Theater (900 Leute) statt, die zweite im ebenso ausverkauften Troubadour (550 Besucher) in Los Angeles. „Wir sind sehr viel auf Tour, und manchmal gibt es da trotz dieser ganzen coolen Sachen Momente, in denen man müde ist und sich wünscht, wieder daheim zu sein. Es war für uns so etwas wie ein Traum mit der Show in Petaluma. Wir sind nach Hause gekommen und haben das Phoenix ausverkauft! Davon habe ich schon als Kind geträumt! Es war einfach fantastisch. Dann hatten wir die Woche darauf die Show in L.A., und die war schon über einen Monat vorher ausverkauft. Beide Shows sind so gut gelaufen. Wir haben versucht, bei jeder etwas besonderes zu machen. In Petaluma z.B. kam unser alter Gitarrist bei einem Song auf die Bühne und wir haben GREEN DAY gecovert.„

Der angesprochene ehemalige Gitarrist hatte die Band im Herbst 2000 verlassen. Eine weitere gravierende Veränderung ergab sich mit dem Weggang der Keyboarderin Anfang 2001. Diese Veränderung hat die musikalische Weiterentwicklung der Band entscheidend geprägt. „Als uns Oobliette verlassen hat„, erklärt Dominic, „wollten wir sie nicht ersetzen. Stattdessen haben wir die neue Situation dazu genutzt, uns zu verändern. Ich denke dadurch ist unser Sound etwas härter geworden als früher und sicher auch abwechslungsreicher.„

„The Ultimate Escape„ ist ein wirklich gelungenes Album, das von härteren Songs bis hin zu einer richtigen Ballade alles zu bieten hat. Und immer sind Melodien dabei, die sich in den Gehörgängen festsetzen, wozu auch Agent Ms Stimme deutlich beträgt. Einige der Songs klingen düsterer als früher, es gibt oft kleine Metalriffs, viele Songs klingen erwachsener und aggressiver. Diese Entwicklung basiert natürlich teilweise auf den Veränderungen. „Natürlich haben die Abgänge und der Zugang von Mike sich auf unseren Sound ausgewirkt„, stimmt mir Dominic zu. „Mike ist einer der besten Gitarristen, den ich kenne, und das gibt uns viele neue Möglichkeiten. Aber diese ganzen Veränderungen sind auch Teil unserer Entwicklung. Wir haben uns in den letzten Jahren immer weiterentwickelt, und das werden wir auch jetzt fortsetzen.„

Man merkt Dominic an, dass man sich nicht auf dem jetzt erschienenen Album ausruhen will, sondern sich vielmehr schon Gedanken über das neue Album macht. Und das, obwohl es kein leichter Weg bis zur Veröffentlichung von „The Ultimate Escape„ war, wie er selbst sagt: „Wir haben eine schwere Zeit durchgemacht auf dem Weg bis hierher. Es hat lange gedauert, bis wir ein Label gefunden haben, auf dem wir unsere Alben veröffentlichen konnten und wollten. Wir haben so hart gearbeitet, aber eine Zeit lang haben uns die Labels gemieden. Irgendwie war der weibliche Gesang für einige von ihnen ein Hindernis. Aber letztendlich, denke ich, hat sich die Arbeit vollkommen gelohnt. Wir haben uns als Band weiterentwickelt und sind nun an einem Punkt, der es uns viel leichter macht weiterzuarbeiten. Und mit Kung Fu haben wir ein Label gefunden, das uns wirklich unterstützt. Es sind wunderbare Leute und wir verstehen uns sehr gut mit den VANDALS. Die Aufnahmen zum Album waren auch nicht immer einfach. Es gab immer wieder ein paar Auseinandersetzungen mit dem Produzenten. Aber wir haben sehr hart gearbeitet und haben jetzt ein wirklich hohes Niveau erreicht.„

Freut man sich besonders über ein Album, wenn der Weg bis dorthin so schwierig war? „Natürlich freuen wir uns darüber. Die Arbeit war schwierig, aber sie hat sich gelohnt. Aber wir machen weiter und richten unsere Aufmerksamkeit schon auf das nächste und freuen uns darauf. Trotzdem sind wir selbstverständlich stolz auf das erste Album!„

Mit „The Ultimate Escape„ ist der Band die Flucht aus der kleinen Heimatstadt gelungen, sie sind raus aus der Einengung durch die Suche nach einem Label, geografisch ist die Flucht durch den weltweiten Vertrieb und anstehende Europatouren erfolgreich. Und schließlich sind da diese zwölf Songs, die einen in die Welt von TSUNAMI BOMB entführen, eine Welt voller Energie, die deutlich machen, dass es kein Entkommen vor ihnen gibt, nur zu ihnen. Und das ist auch die ultimative Flucht.