Mit ihrem „Endless Summer“-Album katapultierten sich die Holländer THE TRAVOLTAS vor einigen Jahren in die Herzen der Pop-Punk-Fans, vorstellen muss man sie deshalb wohl kaum noch. Im November kamen sie mal wieder auf Minitour nach Deutschland. Grund genug zu fragen, was es so Neues gibt.
Hi Perry! Klär uns doch erstmal über das Wer-ist-wer-und-was-ist-sein-Job bei den TRAVOLTAS auf ...
Okay, los geht’s: Wir haben Eric am Bass, Mickey klimpert auf der Gitarre, Woody sitzt am Schlagzeug, Skokie bearbeitet die Keyboardtasten und ich kümmere mich um den Gesang. Eric und Skokie singen auch noch Background.
Stimmt es, dass du mal für kurze Zeit auf Hawaii gelebt hast?
Ja, das war 2000.
In einem deutschen Stimmungslied heißt es: „Es gibt kein Bier auf Hawaii“, ist das wahr?
Ich hatte mehr als nur ein paar, wer auch immer dieses Lied geschrieben hat, ist ein Schwindler.
Gib uns doch mal eine Zusammenfassung eurer bewegten Kariere.
Wir haben 1990 als Schülerband angefangen und uns an RAMONES- und BAD RELIGION-Songs versucht. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis wir zu dem Sound gefunden hatten, den wir 1997 auf dem „Baja California“-Album festgehalten haben. Bald entschieden wir uns dazu, uns von dem Westcoast-Punkstyle zu differenzieren, der zu dieser Zeit sehr angesagt war. Wir wollten einfach Popsongs mit Punkrock-Attitüde schreiben. Dann trafen wir auf Marky Ramone, der 1998 unser „Modern World“-Album produzierte. Unser Popsound wurde noch konkreter auf dem Nachfolger „Teenbeat“, unserem ersten Album auf einem Majorlabel. Danach begannen wir, uns jede Menge psychedelisches Zeugs aus den 60s anzuhören, und dachten darüber nach, mal eine komplett andere Platte aufzunehmen. Anstatt die sichere Pop-Punk-Schiene zu fahren, wollten wir mehr Platz für experimentelle Ideen offen lassen. Das Ganze endete 2001 in dem viel geliebten und viel gehassten „Club Nouveau“-Album.
Jaa ... da sind sich eure Fans tatsächlich nicht so ganz einig!
Ich schätze, es war ein bisschen zu früh, mit diesem Album zu kommen, ich habe es aber nie bereut. Für mich ist es eines der besten Alben, das wir je gemacht haben. Es war eine sehr inspirierende Zeit im Studio. Wir haben an fünf verschiedenen Orten rund um den Erdball aufgenommen. Es war ein sehr ambitioniertes Projekt.
Euer nächstes Album war „Endless Summer“. Für manche ist dieses Album ja die beste Platte der Welt. War es ein Erfolg, nachdem euer Majordeal nicht verlängert worden war?
In den USA hat es uns den Weg geebnet, rüber zu fliegen und eine siebenwöchige Tour zu spielen. In den Niederlanden war es aber schon ein bisschen wie ein Rückschritt, seit wir nicht mehr die Macht eines Majors hinter uns hatten. Aber wie immer haben wir mit Herz und Seele getourt wie die Bekloppten und 2002 das Album promotet, wann immer und wo immer wir konnten.
Seit letztem Jahr ist euer neues Album „The Highschool Reunion“ in vielen Ländern auf der ganzen Welt veröffentlicht worden. Seitdem ist viel passiert. Erzähl doch mal ein bisschen ...
Wir mussten aus persönlichen Gründen unsere US-Tour canceln. Außerdem hat sich unser Gitarrist Vince von uns getrennt. Er war mit mir zusammen eines der Gründungsmitglieder der TRAVOLTAS. Aber wir haben einen großartigen Nachfolger gefunden: Mickey! Wir waren recht schnell wieder unterwegs und haben dann 2004 „The Highschool Reunion“ aufgenommen. Es wurde zwar nicht so viel getourt wie mit dem „Endless Summer“-Album, aber dafür bereiten wir uns gerade auf unsere erste Japan-Tour vor. In ’n Out Records haben das Album dort veröffentlicht, genau wie „Endless Summer“ und die „Travoltas Party“.
„The Highschool Reunion“ enthält viele New Wave-Einflüsse der Achtziger. Es klingt beinahe wie ein Themenalbum ...
Da stimme ich dir zu, es ist schon ein bisschen wie ein Konzeptalbum. Wir blicken zurück auf unsere eigenen Highschool-Jahre und versuchen, die Träume, Ängste und Freuden festzuhalten, die wir in jungen Jahren so hatten. Wir geben aber auch einen realistischen Blick darauf, was aus vielen dieser Träume, Ängste und Freuden geworden ist. Also haben wir, um die Unschuld und den Opportunismus dieser Ära einzufangen, für diese Platte den typischen Sound der Achtziger gewählt.
Das Album enthält eine großartige Coverversion von „Major Tom“. Warum denn ein deutsches und dazu noch so trauriges Lied?
„Major Tom“ war in den frühen Achtzigern auf der ganzen Welt ein großer Hit, und es ist immer noch eines meiner Lieblingslieder aus dieser Zeit. Es hat wohl auch einen nostalgischen Wert für uns. Das Singen des deutschen Textes ist mir nicht wirklich schwer gefallen, da ich Deutsch in der Schule gelernt habe. War aber schon etwas komisch, ich singe ja sonst immer nur englisch. Aber es hat Spaß gemacht, den Song endlich aufzunehmen. Das Ganze war nämlich schon länger geplant.
Werdet ihr eigentlich im Radio gespielt?
Nach „Teenbeat“ ging da so Einiges, aber jetzt wird es immer schwieriger, unseren Krempel dazwischen zu mogeln. Aber es gibt schon noch eine Menge Radiosender, die wirklich viele unserer Songs spielen. In Holland wären da VPRO-Radio und KINK-FM. In Nordamerika werden wir von Punkradiocast unterstützt. In Italien hat man dafür auf Rock TV häufig unsere Videoclips gezeigt.
Und wie war das mit dem holländischen Fernsehen?
Wir haben ziemlich viel gemacht, beispielsweise die bekannteste holländische Talkshow „Barend & Van Dorp“, waren zu Gast in einer TMF-Show – unsere Version von MTV –, es wurden zwei komplette Shows ausgestrahlt, bei der wir Lieder der BEACH BOYS gespielt haben, einmal sind wir sogar in einer Live-Show vor 1,5 Millionen Fernsehzuschauern aufgetreten. Ich muss dir wohl nicht sagen, dass ich mich fast eingenässt habe, als wir auf die Bühne mussten.
Kennt Marky Ramone eigentlich die anderen vier TRAVOLTAS-Platten?
Jedes Mal, wenn wir ein neues Album veröffentlichen, sorgen wir dafür, dass er ein Exemplar erhält. So erfuhr ich von einem der INTRUDERS, dass ihm die ‚Endless Summer‘ gut gefallen hat.
Keyboards sind ja immer noch ein Tabu für viele Punkrocker. Ist euer Publikum immer nett zu Skokie?
Wir benutzen seit unserem „Modern World“-Album Keyboards für unsere Musik, deshalb sind unsere Fans Synthieklänge und Orgel in unseren Songs gewohnt. Die Tatsache, dass so etwas immer noch eine Art Tabu zu sein scheint, beweist, dass Punkrock ein extrem konservatives Genre ist. Aber wir wollen keine Band sein, die sich selbst immer wieder neu kopiert. Wir suchen immer nach Möglichkeiten, unsere Kreativität auszudrücken.
Alles klar, ihr Kreativen ... Jetzt kommt eine sehr wichtige Frage: Wer ist Randy?
Randy ist eine fiktive Person, welche die TRAVOLTAS-Welt auf dem „Modern World“-Album in dem Lied „A girl named you“ betreten hat. Danach taucht er auf jedem Album einmal auf, bis wir uns auf dem „Endless Summer“-Album von ihm verabschieden. Wundersamerweise tritt er auf „The Highschool Reunion“ in dem Song „Class of ’88“ wieder in Erscheinung. Man kann Randy durch das Anhören der Lieder ziemlich gut kennen lernen!
Wie viele Shows habt ihr eigentlich bisher so gespielt? Wo war das?
Ich hab keine Ahnung, wie viele Konzerte das waren. Wir machen das ja schon seit 1990 und wir haben keine Strichliste geführt. Aber wir sind diverse Male durch Holland, Belgien, Deutschland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Frankreich, Spanien, Italien, Kroatien, Slowenien, Österreich, Schweiz, USA und bald auch durch Japan getourt.
Na, wer so viel unterwegs ist, hat doch sicherlich auch die eine oder andere Anekdote auf Lager, oder?
Da gibt es eine dermaßen große Auswahl, dass ich ein Buch damit füllen könnte. Ich könnte dir erzählen, wie ich auf der Bühne eingeschlafen bin, oder wie unser ehemaliger Gitarrist J.D. einen coolen niedlichen Sprung machen wollte und neben der Bühne landete, vom in die Hose scheißen auf der Bühne, vom in die Hose scheißen im Bus, und über tausend peinliche Geschichten, die uns im Suff passiert sind. Aber unsere Abenteuer sind ja noch nicht vorbei. Vielleicht schreibe ich das Buch ja mal!
Was für Jobs macht ihr eigentlich?
Momentan produziere ich immer mehr andere Bands. Jetzt produziere ich gerade eine tolle neue Band namens CLUELESS aus Holland und vielleicht werde ich auch die neue GOLDENBOY machen. Woody arbeitet in einem Schlagzeuggeschäft und ist bei Istanbul Cymbals involviert. Mickey ist eine Art Computerguru, Skokie arbeitet in einem Museum und Eric hat den härtesten und zugleich ehrenwertesten Job von uns allen, er arbeitet mit mental gestörten Menschen.
Was können wir als nächstes von den TRAVOLTAS erwarten?
Das nächste und beste ist die Tour in Japan, das wird aufregend. Danach spielen wir ein paar Shows in Deutschland mit den großartigen HAWAIIANS. Danach ist alles offen. Wir werden es wohl für eine Weile locker angehen.
Wer ist dein Lieblings-RAMONE?
Ich schätze mal Marky, er ist der Einzige, den ich kenne, haha. Aber im Ernst, er hat uns sehr viel geholfen und er ist ein netter Kerl mit einer sehr großen Gastfreundschaft.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #30 I 1998 und BWerter
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #45 Dezember 2001/Januar/Februar 2002 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #170 Oktober/November 2023 und Axel M. Gundlach
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #31 II 1998 und Thomas Hähnel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #33 IV 1998 und Norbert Johannknecht
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #42 März/April/Mai 2001 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #48 September/Oktober/November 2002 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #51 Juni/Juli/August 2003 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #132 Juni/Juli 2017 und Axel M. Gundlach