The Return of the Punk Rock Flexi Disc

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Klangfolienrevival

Boss Tuneage Records überraschte uns kürzlich mit der Veröffentlichung von sieben Bands im 7“-Format als Flexi Discs. Es scheint, als würde ein verloren geglaubtes Tonträgermedium eine Renaissance erleben.

Die Flexi ist eine Schallplatte, die aus einem sehr biegsamen Material besteht, zumeist sind es Folien aus Polyethylen. Der Flexi wurde nachgesagt, dass die Tonqualität im Vergleich zu Vinyl schlechter sei. Für das in den Achtziger Jahren verwendete Material stimmt diese Aussage, denn viele Flexis waren hauchzart. Bei ungeschicktem Umgang konnte schnell ein Knick in der Flexi entstehen, so dass sie nicht mehr abspielbar war. Daher war es ratsam, die Flexi auf eine normale Schallplatte auf den Plattenteller zu legen, um die Stabilität und Tonqualität zu verbessern. Die aktuellen Flexis von Boss Tuneage sind allerdings wesentlich stabiler und überzeugen mit einem guten Sound.

Der Ursprung der Flexi liegt in der Sowjetunion der Vierziger Jahre, wo illegal Kopien von Schallplatten auf Röntgenbilder gepresst wurden, um die Blues- und Jazzmusik zu verbreiten. In den frühen Sechzigern wurde in den USA ein bis heute gültiges Druckverfahren für Flexis entwickelt, bei dem ein gummibasierter Film auf einen bedruckten Offsetkarton aufgebracht wird und dann unter hohem Druck die Schallrillen von einem Abguss des Vinylmasters eingeprägt werden. Durch diese industrielle Fertigungsweise wurde die Flexi zu einem beliebten Massenprodukt, oftmals fand man sie als Beilage in Zeitschriften.

In England waren es 1985 zwei Punk-Sampler, die die Flexi Disc in der D.I.Y.-Szene beliebt machten. Die „Anglic Scrape Attic“-Flexi mit Songs von HIRAX, LIP CREAM, SACRILEGE, CONCRETE SOX und EXECUTE schlug ein wie eine Bombe. Kurz danach erschien mit „Putrid Evil“ eine weitere hochkarätige Compilation in diesem Format mit Songs von SEPTIC DEATH, CIVIL DISSIDENT und den STUPIDS. Das Eis war gebrochen und sowohl HERESY („Never Healed“, 1986) als auch RIPCORD („The Damage Is Done“, 1986) veröffentlichten ihre ersten EPs auf Flexi Discs. Auch vom Trust Fanzine wurde das in den Anfangsjahren Mitte/Ende der Achtziger Jahre genutzt. Als erstes deutsches Fanzine aus dem Punk-Bereich legte das Trust einer Reihe von Ausgaben Flexis bei, mit Songs von Bands wie JINGO DE LUNCH, NEGAZIONE oder EMILS. Die Bandbreite war enorm und machte Lust darauf, sich die „richtigen“ Platten dieser Bands zuzulegen.

Boss Tuneage Records nutzen das alte Medium nun, um auf dem neugegründeten Sublabel Flexipunk jungen Bands eine Starthilfe zu geben. Bisher erschienen farbige Folien von KRIMEWATCH, STATE PRISON, PANDEMIX, NATTERERS, OBSTRUCTION, WHIPPING POST und TOTALOVE. Hierbei handelt es sich um Bands aus England, den USA und Mexiko.