SWAN SONGS

Foto© by Gideon Rothmann

My hometown

Münster – Studentenstadt, Fahrradstadt, Punkerstadt. Sänger und Gitarrist Benny erzählt uns etwas über den Ort, an dem das neue Album „A Different Kind Of Light“ entstanden ist.

Ist Münster das Gainesville Deutschlands? Sowohl was die Banddichte als auch den Sound angeht?

Gainesville ist soooo Neunziger ... Weiß doch eh niemand von den Kids mehr, was da mal passiert ist oder wer da genau herkommt, oder nicht? Bin mir sowieso grundsätzlich unsicher, ob so ein „Epizentrum“ bei der heutigen Schnelllebigkeit nochmals entstehen könnte.

Münster war ja jahrelang die Fahrradhauptstadt Deutschlands, liegt mittlerweile aber auf dem zweiten Platz hinter Karlsruhe – was macht das mit einem passionierten Fahrradfahrer wie dir?
Lieblingstextzeile von TOCOTRONIC ist nach wie vor: „Ich weiß nicht, wieso ich euch so hasse. Fahrradfahrer dieser Stadt.“ Bezog sich zwar auf Freiburg, aber egal. Ob Münster da auf Platz 2 oder Platz 24 rangiert, ist mir ähnlich egal wie die BEATLES-Doku von Peter Jackson: sehr.

Münster hat sich ja auch immer deutlich gegen die AfD positioniert und ist allgemein auch immer am Start – siehe die DONOTS, die dort neulich unangekündigt gegen die AfD aufgespielt haben. Ist Münster da besser als andere Städte?
FJØRT und MAYOMANN & BACKFISCHBOY haben da ja auch noch Präsenz auf der Bühne gezeigt, bevor die DONOTS übernommen haben. Alles sehr geile Menschen, genau wie die paar tausend Gegendemonstranten. Wenn die AfD in Erscheinung tritt, ist zum Glück immer Alarm, wenn sich dann noch Goebbels 2.0 aka Herr Höcke ankündigt, läuft das Fass selbstverständlich über. Münster ist natürlich auch nicht besser als anderen Städte, weil auch hier nicht immer alles glatt laufen kann, wie sich zum Beispiel bei der Demo wieder feststellen ließ, da Vertreter:innen des Staates in Form von Polizei in einigen Situationen, von denen ich aus mehreren ersten Händen weiß – ich war leider an dem Tag nicht in Münster –, eine Eskalation mehr als eher nur befördert haben.

Denkst du, Münster als Heimatstadt hat auch etwas zu deinen Bands beigetragen, sei es musikalisch oder als Szene-Umfeld?
Auch wenn das jetzt sehr esoterisch klingt, würde ich als „Heimat“ immer nur Planet Erde bezeichnen, der natürlich auf alles, was mit meinem Leben zu tun hat, Einfluss hatte und hat, weil ich ohne diesen Planeten nicht existieren würde. Dadurch, dass mein Leben aber seit gut 14 Jahren zu einem Großteil in Münster stattfindet, habe ich hier viel Positives und auch Negatives erlebt und daraus sind viele Erinnerungen entstanden, die sich irgendwie immer irgendwo in den Texten wiederfinden. Allerdings auch viel aus meiner Jugend im Ruhrgebiet. Viele der Texte auf unserem neuen Album beziehen sich zum Beispiel in der einen Zeile auf eine Situation, die ich vielleicht mit 16 erlebt habe, und in der nächsten Zeile auf ein Gefühl, das ich mit 28 hatte, weil beide miteinander zu tun haben, weil beide dasselbe aussagen oder sich komplett widersprechen.