SUPERSYSTEM

Foto

Immer niemals wieder

EL GUAPO sind tot, lang lebe SUPERSYSTEM! Nach zwei Alben auf Dischord (und davor zwei weiteren auf anderen Labels) hat sich der 1996 gegründete, in Washington, D.C. und NYC gleichermaßen beheimatete Vierer (Justin Moyer - Bass, Vocals, Rafael Cohen - Guitar, Vocals, Pete Cafarella - Keyboard, Vocals, Josh Blair - Drums) von seinem alten Namen wie dem bisherigen Label verabschiedet und macht jetzt als SUPERSYSTEM mit Touch & Go als Heimatbasis weiter. Soundmäßig hat sich mit dem neuen Album „Always Never Again“ nicht viel verändert, pflegen SUPERSYSTEM ihren eigenwilligen Elektro-Indie-Pop, für den ein Lied wie „Six cities“ typisch ist: eigenwilliger, mehrstimmiger Gesang, mal mehr, mal weniger synthetisch wirkende Beats, deutlicher Keyboardeinsatz. Und dann eben die Zitate: britischer New Wave, Dance und Disco, Punk- und Ethno-Einflüsse. SUPERSYSTEM sind eine Band, deren Wege sich mal kurz mit denen von etwa THE RAPTURE oder THE FAINT kreuzten (Keyboarder Pete Cafarella, der auch schon mit ersteren gearbeitet hat, war für die Produktion zuständig), die aber schon ganz wo anders sind, während manche noch versuchen, an ihren Synthies die coolen Sounds von vor vier Jahren hinzubekommen. Ich mailte Rafael Cohen ein paar Fragen, hier sind die Antworten.

Erklär doch erst mal, warum sich euer Name geändert hat, von EL GUAPO zu SUPERSYSTEM? Hat das etwas mit dieser anderen Band namens GUAPO zu tun? Handelt es sich dabei auch um einen Verweis auf euer EL GUAPO-Album „Super/System“?


„Nein, mit GUAPO hat das nichts zu tun, denn es gibt tatsächlich noch eine andere US-Band, die EL GUAPO heißt. Sie haben sich den Namen urheberrechtlich schützen lassen und besitzen Verbindungen zu Budweiser und McDonalds, weswegen wir für die Zukunft rechtliche Probleme befürchtet haben. Aber du hast Recht, wenn du sagst, dass der neue Name eine Verbindung zur alten Band besitzen sollte, deshalb wählten wir als Namen SUPERSYSTEM.“

Mit dem Namen habt ihr auch das Label gewechselt. Von Dischord ging es zu Touch & Go. Wieso?

„Wir wollten in Bezug auf Vertrieb und Promotion mal was anderes ausprobieren, etwas wozu Dischord nicht in der Lage war. Wir haben aber nach wie vor ein gutes Verhältnis zu Dischord, wir haben das Label nicht im Streit verlassen, falls du das meinst.“

Musikalisch gibt es zwischen SUPERSYSTEM und EL GUAPO keinen allzu großen Unterschied. Wie siehst du das? Oder macht ein richtiger Schlagzeuger so viel aus?

„Für uns bedeutet ein richtiger Schlagzeuger einen Riesenunterschied, wenn wir live spielen. Wir sind jetzt nicht mehr von einem Drumcomputer abhängig, und Justin, der normalerweise Bass spielte und den Drumcomputer programmierte, kann sich auf sein Bassspiel konzentrieren.“

Das Synthiepop-Genre ist in letzter Zeit wieder sehr lebendig. Wie passt ihr da rein?

„Einerseits passen wir da sehr gut rein, andererseits überhaupt nicht. Wir mögen Synthesizer und arbeiten gerne mit ihnen, denken aber, dass unsere Musik mehr zu bieten als normaler Synthie-Pop.“

Wo seht ihr eure Einflüsse, manche liegen ja auf der Hand, aber auf welche kommt man vielleicht nicht so ohne weiteres? Und was sind eure ewigen Favoriten?

„Die offensichtlichen Einflüsse sind natürlich DEVO, KRAFTWERK, KING SUNNY ADE und Dancehall Reggae. Zu den weniger offensichtlichen gehört jemand wie Patsy Cline. Und zu den ewigen Favoriten gehört SUICIDE.“

Ich finde es interessant, dass viele Bands mit klassischem Indie/Punk-Background in den letzten Jahren elektronische Musik für sich entdeckt haben. Was sind eure Erfahrungen damit?

„Wir haben elektronische Musik schon vor einigen Jahren für uns entdeckt. Pete, unser Keyboarder, macht schon seit der High School elektronische Musik, und wir selbst benutzen Drumcomputer und Keyboards jetzt auch schon seit sechs oder sieben Jahren.“

Bei Punk und Disco gab es ja schon immer so eine Art Hassliebe. Warum haben deiner Meinung nach in den letzten Jahren immer mehr Bands mit Punkbackground – dazu zähle ich euch jetzt mal – ihre Liebe für „Tanzmusik“ entdeckt?

„Ich denke, dass die Distanz zwischen Punk und Disco in der Vergangenheit mit den kulturellen Besonderheiten der 70er Jahre zu tun hatte. Und jetzt, 25 Jahre später, spielen diese Unterschiede keine große Rolle mehr. Wir leben jetzt in einem aufgeschlosseneren Zeitalter, in dem Eklektizismus mehr gilt als Spezialisierung.“

Gibt es deiner Meinung nach so was wie „Post-Rock“, oder ist das nur eine Erfindung der Musikpresse?

„Ich denke, dass bestimmte Genres in den meisten Fällen Erfindungen der Musikpresse sind, aber sie können durchaus hilfreich sein, bestimmte Veränderungen zu bezeichnen, hinsichtlich der Art und Weise, wie Leute Musik machen und hören. ‚Post-Rock‘ deutet ja an, dass die Grenzen zwischen Genres verschwimmen – was ich ja schon in meiner vorherigen Antwort angesprochen hatte –, und dass ein postkoloniales Vermischen von Stilen bei ganz vielen unterschiedlichen Genres zu beobachten ist.“

Was macht ihr neben der Band noch, womit beschäftigt ihr euch das ganze Jahr über?

„Eigentlich ist es ausschließlich die Band, der wir unsere Zeit widmen – zumindest ist das in diesem Jahr so ...“