SUNLUN

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Sonne, Crust und nette Menschen

Der Weg auf mein erstes SUNLUN-Konzert führte über eine dunkle Straße, durch eine Zaunöffnung, von dort über eine Baustelle und schließlich in eine alte Fabrikhalle. Denke ich an SUNLUN, denke ich daran, wie sie dort in einer verlorenen Ecke des Industriebaus ihre wütenden Songs herunterbretterten. Der Ort wirkte wie ein natürlicher Lebensraum für die brachiale Crust-Band aus dem Rheinland mit ihren Texten über das Leben in einer hochindustrialisierten, aber menschenfeindlichen Welt. Anlässlich des Debütalbums von SUNLUN bot sich die Gelegenheit, Gitarrist und Sänger Jan und Bassist Matthias zu befragen.

Wie ist die Band entstanden?

Jan: Die Band gibt es jetzt seit ungefähr 2012. Zu der Zeit war ich im House of Crust in Edinburgh, als dort gerade ein Weekender stattfand mit OI POLLOI, SUBHUMANS und den großartigen WAR ALL THE TIME. Damals entstand der Entschluss, eine Crust-Band zu gründen, wenn ich wieder zu Hause bin. Und zwar aus der Idee heraus, dass Crust zwar einerseits stumpf und brutal ist, man aber andererseits ganz viel anderen Kram damit kombinieren kann. Matthias und ich kannten uns aus der Uni, uns fehlte aber noch der Schlagzeuger. Wir haben dann online rumgefragt und einen Tag später hat man uns Andrew vorgeschlagen. Dem haben wir dann erklärt, was wir vorhaben: „Wir wollen Crust machen, aber alles ein bisschen moderner und erweitert um ein paar andere Elemente. Geile Idee, oder?“ Und er meinte: „Ach, so ähnlich wie diese ganzen anderen Bands auch?“ Dann zählte er etwa zehn aktuelle Bands aus dem Bereich auf, die er gut fand, aber wir gar nicht kannten. Und wir dachten: „Ach, Scheiße ...“, aber so kam das.

Was für Vergleiche habt ihr bisher zu hören bekommen? Was waren die absurdesten, was waren die nettesten?

Jan: Einer sagte: „Ihr hört ja schon viel CROWBAR, oder?“

Matthias: Also ich fand das total nett, ich liebe CROWBAR. Trifft es nur überhaupt nicht.

Jan: Es gab auch ein Review, da stand in etwa: „Wir sind ja durch HATEBREED verwöhnt und da kann die Stimme nicht ganz mithalten.“ Auch ein interessanter Maßstab.

Matthias: Es freut mich einfach generell, dass wir viel positives Feedback bekommen und viele Leute, die uns vor dem Konzert nicht kannten, nachher sagen, dass sie es mochten.

Ihr habt ja auch spanische Texte. Wie kommt’s?

Jan: Ich mag einfach die Sprache, auch wenn meine Kenntnisse nur für kürzere Texte reichen, die ich dann auch noch mal von Muttersprachlern überprüfen lasse. Auf dem Demo sind zwei Songs auf Spanisch, die ich beide im spanischsprachigen Ausland geschrieben habe und die unmittelbar mit Erlebnissen dort zu tun haben. Es fühlte sich dann einfach richtig an, das auch in Spanisch zu machen.

Warum Kassette und Vinyl als Medien der Wahl für Demo und Platte?

Jan: Kassette fürs Demo war eine reine Kostensache.

Matthias: Genau, da war die Frage, ob wir überhaupt einen physischen Tonträger machen oder es nur als Download reinstellen. Das war das Einzige, was finanziell in Frage kam. Wir haben ja auch nur eine kleine Auflage gemacht, die aber sehr schön wurde, mit so einem kleinen Siebdruckcover. Ich würde nie auf die Idee kommen, heutzutage und in dem Genre eine CD rauszubringen, folglich gibt es das Album jetzt auf Vinyl. Mir geht’s dabei gar nicht um irgendwelche Soundunterschiede – ich finde es einfach schöner und ich glaube, dem Großteil der Szene geht es genauso. CDs würde keiner kaufen. Ich hab immer noch kistenweise CDs von meiner alten Band zu Hause.

Wer hat das schicke Artwork dazu gemacht?

Jan: Das ist alles von unserem Schlagzeuger Andrew. Der kommt beruflich aus der Ecke und macht so was auch für andere Bands aus dem Umfeld wie FINISTERRE.

Matthias: Ja, das ist natürlich sehr praktisch. Du hast am Abend eine Idee für ein Motiv und am nächsten Tag gehen die Shirts in Druck, weil Andrew gerade Bock hatte, das sofort umzusetzen.

Wird es auch eine Tour zur Platte geben?

Jan: Ja, wenn alles klappt, dann bereisen wir demnächst Deutschland, Italien, Frankreich und die Schweiz.